Neuerscheinungen Jugendbuch
Die Königinnen der Würstchen
Clémentine Beauvais
ab 14 Jahren
Roadtrip mit Fahrrad, Rollstuhl und Würstchen
„Die Wurst des Jahres“, diese Auszeichnung wird per Internet-Voting an einer Schule im französischen Bourg-en-Bresse vergeben. „Ausgezeichnet“ werden damit die hässlichsten Mädchen der Schule. Die sechzehnjährige Mireille war die letzten zwei Jahre Gold-Wurst, holt in diesem Jahr aber „nur“ Bronze. Astrid (Gold) ist neu an der Schule und geht nicht mit dem Galgenhumor Mireilles mit dem Titel um. Gemeinsam mit der jüngeren Hakima (Silber) planen sie eine außergewöhnliche Aktion. Sie wollen mit Fahrrädern nach Paris fahren und, aus unterschiedlichen Gründen, die Gartenparty im Elysée-Palast besuchen. Unterwegs möchten sie sich durch Würstchenverkauf etwas dazuverdienen. Hakimas großer Bruder, der als Soldat beide Beine verloren hat und im Rollstuhl sitzt, begleitet die drei. Auch wenn die Autorin vieles in die Geschichte hineinpackt, „Die Königinnen der Würstchen“ ist ein bittersüßes Buch, eine Geschichte über den eigenen Weg, Freundschaft, Mut und Selbstbewusstsein. Und noch dazu bisweilen urkomisch.
Sven Puchelt
Als ich dich suchte
Lauren Oliver
ab 13 Jahren
Das Leben fliegt aus den Gleisen
Nick und Dara sind zwei unzertrennliche Schwestern, die trotz ihrer sehr unterschiedlichen Wesenszüge, immer füreinander da sind.
Doch dann küsst Dara Nicks Jugendfreund, und als Nick einen Autounfall verursacht, bei dem Daras Gesicht schwer verletzt wird, ist plötzlich nichts mehr so, wie es einmal war. Familie, Freundschaft, ja das Leben selbst stehen auf dem Prüfstand. Obwohl die Schwestern nicht mehr miteinander reden, spürt Nick, dass Dara in eine schlimme Sache verwickelt ist, und als sie schließlich verschwindet, versucht Nick alles, um ihre Schwester zu finden.
Der Jugendroman ist jeweils aus der Sicht der beiden Hauptfiguren geschrieben, daneben stehen Protokolle, Briefe, Zeitungsberichte und Tagebucheinträge. Lauren Oliver kann so ihre Protagonisten und deren Verhalten sehr nachvollziehbar darstellen.
Aber Vorsicht! Wer glaubt, hier einen “einfachen”, wenn auch spannenden Thriller mit zarter Liebesgeschichte zu lesen, sollte auf eine Überraschung gefasst sein. Lauren Oliver hat einen doppelbödigen Jugendroman geschrieben, in dem das Leben wahrhaftig „aus den Gleisen gesprungen ist”.
Elke Weirauch-Glauben
Ana und Zak
Jessica Brody
ab 12 Jahren
An welchem Faden hängst du?
Ana und Zak sind die beiden Hauptfiguren des witzigen und zugleich tiefgründigen Jugendromans von Brian Katcher. Verschiedener kann man wirklich nicht sein: Hier die besonnene, kluge Ana mit klaren Zielen vor Augen und dort Zak, der charmante Nichtstuer, der hofft, mit etwas Glück und einer gehörigen Prise Mogelei zum Schulabschluss zu kommen. Beide fahren notgedrungen gemeinsam zu einem Quiz-Bowl-Wettbewerb nach Seattle.
Doch damit nicht genug, sie müssen Anas jüngeren Bruder wiederfinden, der heimlich zu einer Sci-Fi-Fantasy-Comic-Convention ausgebüxt ist, die dort zur gleichen Zeit stattfindet.
Die beiden Hauptfiguren tauchen ab in eine surreale Welt voll Komik und unvorstellbaren Hindernissen. Sie begeben sich auf eine „Quest”, für die ihnen nur diese eine Nacht Zeit bleibt. Und während die Handlung rasant Fahrt aufnimmt, kommen die beiden sich ganz allmählich immer näher.
In einer Welt voll Masken, in der jeder eine Rolle zu spielen hat, öffnen sich Ana und Zak mehr und mehr und offenbaren einander ihre verletzliche Seite. Katcher beschreibt seine Figuren mit viel warmherziger Sympathie, was ihn aber nicht daran hindert, sie in dieser Nacht von einer aberwitzigen Situation in die nächste zu jagen.
Erst am nächsten Morgen bekommen sie und auch der Leser Zeit zum Luftholen. Und siehe da, es hat sich eine Menge verändert.
Elke Weirauch-Glauben
Cavaliersreise - Die Bekenntnisse eines Gentlemans
Mackenzi Lee
ab 16 Jahren
Sinnlich, witzig, großartig
Die Cavaliersreise oder Grand Tour war etwa ab der Renaissance eine Bildungsreise, die vor allem die Söhne des Adels unternahmen, um bedeutende Stätten europäischer Kultur kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen, den letzten „Schliff“ in der Erziehung zu erfahren - aber auch wegen der zu erwartenden erotischen Abenteuer. Mackenzi Lees achtzehnjährigem Held Sir Henry Montague, genannt Monty, liegt vor allem an letzterem. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund, dem Farbigen Percy, seiner jüngeren Schwester Felicity und einem Reiseleiter machen sie sich zu einer Reise auf, nach deren Ende Percy eigentlich eine Universität in Holland und Felicity ein Mädcheninternat besuchen sollen, während Monty das Gut des Vaters in England übernehmen soll. Monty, der unsterblich in Percy verliebt ist, schlägt häufig über die Stränge, trinkt meist zu viel und gerät immer wieder in peinliche Situationen. Als er in Versailles aus einer Laune heraus einen Gegenstand vom Schreibtisch des Herzogs von Bourbon entwendet, setzt er eine Kette von Ereignissen in Gang, die die Reisegefährten bis nach Barcelona und Venedig führt. Mackenzi Lee erzählt von der Welt der Reichen und Schönen vor 250 Jahren. Sie lässt uns teilhaben an der Entwicklung dreier junger Menschen, die sich nicht in die von der Gesellschaft erwarteten Rollenbilder fügen wollen.
Sven Puchelt
Eine Woche voller Montage
Jessica Brody
ab 14 Jahren
„Pass auf, was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen.“
An einem Montag, der völlig katastrophal verläuft, kann man sich doch nur wünschen den Reset-Knopf zu drücken und dann alles viel besser zu machen. Nach dem Motto „Pass auf, was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen“, erlebt Ellie besagten Montag wie in einer Zeitschleife immer wieder. Zugegeben, dieser Plot ist nicht neu, aber wie die Protagonistin bei den Versuchen, das Geschehen in ihrem Sinn zu verändern, von einer absurden Situation in die nächste gerät, ist wirklich witzig und lesenswert.
Wer dem Verlauf der Geschichte folgt, erlebt eine zunehmende Veränderung Ellies, die mit der Zeit ihr Handeln immer mehr hinterfragt. Plötzlich stehen die eigenen Wünsche und Gefühle auf dem Prüfstand.
Mit dem wiederholten Erleben des gleichen Tages verändern sich auch unmerklich ihre Wahrnehmung und Einstellung. Jessica Brody gelingt es sehr glaubhaft diese Entwicklung wiederzugeben.
Wen wundert es dann noch, wenn der Montag am Ende des Romans „wunschgemäß“ einen ganz anderen Verlauf nimmt, als am Anfang erhofft.
Elke Weirauch-Glauben
Wir beide wussten, es war etwas passiert
Steven Herrick
ab 13 Jahren
Ausbrechen und ankommen
Der sechzehnjährige Billy läuft von zuhause fort. Er hält es nicht mehr aus mit seinem trinkenden, prügelnden Vater. In der Stadt Bendarat lässt er sich in einem stillgelegten Eisenbahnwaggon nieder. Im Waggon nebenan wohnt der mürrische Old Bill und im örtlichen McDonalds, wo immer etwas zu essen abfällt, putzt Caitlin. Ihre Begegnung ändert das Leben aller drei ganz entscheidend. Ruhig, poetisch und unsentimental erzählt Steven Herrick in diesem schönen Jugendroman vom Erwachsenwerden, von geplatzten Träumen, vom neu Anfangen, vom Leben.
Sven Puchelt
Digby
Stephanie Tromly
ab 14 Jahren
Atemlos im Digby-Universum
Wer Stephanie Tromlys Debütroman „Digby“ zur Hand nimmt, sollte sich gleich darauf einstellen, auf 316 Seiten ganz und gar im Digby-Universum zu versinken. Bestimmt ist es der Tatsache geschuldet, dass die Autorin auch Drehbuch-schreiberin ist, denn dem Leser eröffnet sich von Anfang an ein rasantes, schräges und spannendes Kopfkino, das sich nicht auf ein „Ich-lese-mal-eben-ein-paar-Seiten“ einlässt.
Der charismatische, abgedrehte Digby zieht die eher brave 16-jährige Zoe in eine wilde, witzige und völlig unvorhersehbare Kriminalgeschichte. Es geht um Entführung und Drogen, und Zoe und auch der Leser wissen bald nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht. „Er ist unverschämt, akzeptiert kein Nein und behandelt alle wie ein Buch, das er schon gelesen hat und von dem er weiß, wie es ausgeht, während man selbst noch keine Ahnung hat“, so beschreibt Zoe Digby, und spätestens nach der Sache bei einem Gynäkologen hätte sie vor ihm Reißaus nehmen sollen, aber so entwickelt sie sich allmählich zu einem weiblichen Watson. Wie sich die beiden Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein können, durch die Geschichte bewegen, ist, was Spannung und Humor betrifft, kaum zu überbieten.
.Aber gerade im Miteinander von Zoe und Digby kann Tromly auch andere ernste Themen wie Scheidung, Einsamkeit, erste Liebe u.s.w. ansprechen. Fazit des Jugendromans, der für weibliche und männliche Jugendliche gleichermaßen geeignet ist und viel Spaß und Spannung garantiert: Sherlock und Watson sind im digitalen Zeitalter angekommen.
Elke Weirauch-Glauben
Letzte Ausfahrt Ocean Beach
Carrie Arcos
geeignet ab 14 Jahren
Ein wichtiges Buch zum Thema Drogen
Rachel ist auf der Suche nach ihrem verschwundenen Bruder Micah, der abhängig von der Droge Crystal Meth ist. Nach Erhalt einer Mail, in der jemand seine Sorgen um Micah ausdrückt, bittet sie Tyler, ein Freund ihres Bruders, sie zu begleiten. Sie wird getrieben von eigenen Schuldgefühlen. Zum einen durch die Frage, ob sie ihrem Bruder besser hätte helfen können, wenn sie nicht so lange zur Sucht geschwiegen hätte. Zum anderen muss sie sich auch eingestehen, dass sie sich sehr selbstsüchtig einfach nach der Wiederkehr der familiären Normalität sehnt.
Rachel bekommt auf ihrer Reise neue Erkenntnisse über ihren Bruder, die teilweise sehr schmerzhaft sind. Dem Leser werden zudem in Rückblenden nicht nur Micah, sondern auch Tyler und Rachel mit ihren eigenen Problemen näher gebracht. Letztere erfahren bei der Suche auch wichtige Dinge übereinander und kommen sich immer näher.
Rachel findet auf dieser Reise natürlich nicht alle Antworten, aber sie lernt viel, besonders über sich selbst, und entdeckt, dass loslassen manchmal der einzige Weg sein kann. Ein wichtiges Buch zum Thema Drogen, besonders weil hier die Sichtweise einer Angehörigen geschildert wird und im Roman auch Raum für andere Themen ist.
Elke Weirauch-Glauben
Halbe Helden
Erin Jade Lange
geeignet ab 14 Jahren
"Als ich Billy D. zum ersten Mal sah, hatte ich gerade einen Fuß auf dem Hals von irgend so einem Typen und eine Hand in der Hosentasche."
Dane und Billy D. sind schon von außen betrachtet so unterschiedlich, wie man nur sein kann. Dane, der dunkelhaarige, gefürchtete Schlägertyp und Billy, der Teenie mit dem auffälligen Gesicht eines Menschen mit Down Syndrom.
Damit Dane nicht von der Schule verwiesen wird, erklärt er sich bereit Billy D. zur Seite zu stehen und ihm zu helfen. Zwischen den Jungen entwickelt sich eine steinige Freundschaft, die beide an ihre Grenzen, aber auch darüber hinaus bringt.
Ein besonderes Buch über eine besondere Freundschaft, die Suche nach der eigenen Identität und der Frage nach den eigenen Werten im Leben.
Birgit Rupp
Mädchenmeute
Kirsten Fuchs
geeignet ab 14 Jahren
Ruppig, ernst und liebenswürdig
Nur widerwillig fährt Charlotte, 15 Jahre alt und sehr schüchtern, mit sieben anderen Mädchen in ein Abenteuercamp. Gleich nach ihrer Ankunft verschwinden die Campleiterin und ihre Rucksäcke. Auch der nächste Morgen beginnt mehr als unheimlich. Die Mädchen beschließen zu flüchten und fahren ins Erzgebirge, wo eine von Ihnen einen verlassenen Stollen kennt. Auf dem Weg dorthin stehlen sie noch ein Hundefängerauto. Im Wald angekommen, beginnen für sie freie und aufregende Sommertage zwischen Feuer machen, Hundebetreuung und nächtlichen Streifzügen zu Supermarkt-Containern. Doch plötzlich stoßen sie auf eine brisante DDR-Hinterlassenschaft, erfahren dass ihr Verschwinden das Medienereignis des Sommers ist und sie schon längst von ein paar Jungs beobachtet werden. Kirsten Fuchs hat hier das weibliche Gegenstück zu „Tschick“ geschaffen, das bis zur letzten Seite spannend bleibt. Ihre Mädchen sind zart, ruppig, ernst, komisch und sehr liebenswert. Man will sie schon nach einigen Seiten nicht mehr hergeben.
Anja Saly
Schau mir in die Augen, Audrey
Sophie Kinsella
geeignet ab 13 Jahren
Witziges Mädchenbuch mit Tiefgang
Um die Shopaholic-Bücher der Autorin habe ich immer einen großen Bogen gemacht; wie sie sich im Genre Jugendbuch schlägt, hat mich aber dann doch interessiert. Die fünfzehnjährige Audrey ist an ihrer früheren Schule gemobbt worden; als Teil ihrer Therapie soll sie einen Film über ihre Familie drehen. In den Hauptrollen: ihr großer Bruder Frank und die Mutter, die mit ebenso drastischen wie spektakulären Mitteln im ständigen Kampf gegen dessen – in ihren Augen – Computersucht liegt. Audreys zarte Annäherung an Linus, einen Freund ihres Bruders, und wie sie es letztendlich schafft, ihre unangenehmen Erfahrungen hinter sich zu lassen und nach vorne zu blicken – all das ist witzig und leichtfüßig erzählt. Selten habe ich beim Lesen so viel gelacht und bin nun begeistert von Kinsella als Jugendbuchautorin.
Elisabeth Nagel
Eleanor & Park
Rainbow Rowell
geeignet ab 14 Jahren
Welch wundervolle Liebesgeschichte... Eleanor kommt neu an die Schule von Park - und sie ist das geborene Opfer. Schon bei der ersten Begegnung im Bus wird ihm das klar - er möchte nur seine Ruhe haben und von den pöbelnden Mitschülern weiterhin möglichst nicht wahrgenommen werden. Dennoch überlässt er Eleanor den Sitzplatz neben sich und langsam, ganz langsam beginnt sich alles zu verändern. Ich konnte mich der Geschichte nicht mehr entziehen und habe zwei Tage gelacht, geweint und mich (noch einmal) zum ersten Mal verliebt.
Birgit Rupp
Eden Academy – Du kannst dich nicht verstecken
Lauren Miller
geeignet ab 14 Jahren
Rory erhält die Zusage für die Eden Academy, ein Eliteinternat, und sie wähnt sich am Ziel all ihrer Wünsche. Nun, der Leser weiß, der obligatorische „Pferdefuß“ lässt bestimmt nicht lange auf sich warten. So passieren dann auch schnell einige unerklärliche Dinge. Mitschüler verhalten sich seltsam, und welche Rolle spielt dieser mysteriöse Geheimbund? Eine App, die reinste Glückseeligkeit verspricht, hat eine zentrale Rolle in diesem Roman. Rory findet Freunde, verliebt sich, weiß aber nicht, wem sie in dieser undurchsichtigen Geschichte trauen kann. Keiner scheint das zu sein, was er vorgibt. Eden Academy ist ein Jugendroman, der ungefähr zwei Jahrzehnte in der Zukunft spielt. Er ist äußerst spannend und zeigt eine Zukunftsversion, die umso erschreckender ist, weil sie so abwegig gar nicht ist.
Lauren Miller hat in ihrem tollen Zukunftsroman einige unbequeme Fragen zu unserer technikgläubigen Zeit gestellt, und es ist interessant, welches Fazit der jugendliche Leser für sich selbst zieht.
Elke Weirauch-Glauben
Train Kids
Dirk Reinhardt
geeignet ab 13 Jahren
Miguel, Fernando, Emilio, Jaz und Ángel. Fünf Jugendliche aus unterschiedlichen Ländern Mittelamerikas. Zufällig haben sie sich kurz vor der mexikanischen Grenze getroffen. Nun wollen sie hinüber und dann, nach mehr als 2500 Kilometern quer durch Mexiko, in die USA. Es ist eine Reise, auf die sich jedes Jahr sehr viele Jugendliche auf der Suche nach einem besseren Leben, einer Zukunft begeben. Miguel erzählt uns diese Geschichte. Erzählt von brutalen Polizisten und Grenzbeamten, von den eigenen Gesetzen, die unter den Flüchtlingen herrschen, von Träumen, Enttäuschungen und Freundschaft. Keine leichte Kost, die Reinhardt dem Leser zumutet, aber ein spannendes und wichtiges Buch, das viele Jugendliche nachhaltig berühren wird, denke ich.
Sven Puchelt
Kirschen im Schnee
Kat Yeh
geeignet ab 11 Jahren
GiGi lebt mit ihrer großen Schwester DiDi, einer Frisörin, allein – die Mutter ist vor langer Zeit verstorben. Alles, was die beiden von ihr haben, sind DiDis Erzählungen, ein selbstverfasstes Rezeptbuch und den Namen ihrer Lieblings-Lippenstiftfarbe: Kirschen im Schnee. Die Schwestern sind ein eingespieltes Team, sie sind gerade aus den Südstaaten in einen kleinen Ort an der Ostküste gezogen und die junge GiGi soll hier nur das tun, was sie am besten kann: ausgezeichnete Noten aus der Schule mit nach Hause bringen. Doch nichts bleibt für sie, wie es ist nach diesem Umzug. GiGi freundet sich mit einer Gruppe von Mitschülern an, verliebt sich in einen von ihnen und genießt staunend ihr Leben mit Gleichaltrigen. Eines Tages stößt sie aus heiterem Himmel auf einen Hinweis, der sie in ein tiefes Chaos der Gefühle stürzt: ihre Mutter scheint in Wirklichkeit noch am Leben zu sein. GiGi macht sich mit Hilfe ihrer Freunde auf, das Rätsel um ihre Herkunft zu lösen… Ein schwungvoll geschriebener und spannender Roman über echte Freundschaft und das, was eine Familie ausmacht - garniert mit Rezepten!
Jutta Schleinkofer
Der Junge und der Elefant
Rachel Campbell-Johnston
geeignet ab 13 Jahren
Bat, ein Hirtenjunge aus einem afrikanischen Dorf, muss eines Tages mit ansehen, wie Wilderer eine Elefantenkuh erlegen. Kurz darauf findet er ein verwaistes Elefantenjunges und entschließt sich, es mit ins Dorf zu nehmen und zu pflegen. Gemeinsam mit seiner besten Freundin Muka zieht Bat das Elefantenmädchen, das sie Meya taufen, auf. Als Meya schließlich in die Wildnis zurückkehrt und sich einer Elefantenherde anschließt, fällt Bat der Abschied unsagbar schwer.
Zeitgleich versetzen vermehrte Überfälle auf Dörfer in der Umgebung, die Bewohner der Savanne in Angst und Schrecken, die Täter sind Kindersoldaten der Rebellenarmee, die auch Bat und Muka kidnappen.
Im Kontrast zu der schonungslosen Darstellung der Brutalität und Gewalt, welche im Rebellenlager herrschen, stehen die wunderbaren Beschreibungen der Flora und Fauna der afrikanischen Savanne, des Dorflebens und der Verbindung zwischen Bat und den Elefanten. Rachel Campbell-Johnston hat einen wunderbaren Roman geschaffen, der sowohl Kinder als auch Erwachsene fesselt und berührt.
Hannah Puchelt
Zerbrochener Mond
Sally Gardner
geeignet ab 14 Jahren
Standish Treadwell lebt unter einem totalitären Regime. Die meisten Menschen sind ständig in Angst vor den Ledermantelmännern. Aber es gibt auch Widerstand und irgendwann muss Standish sich entscheiden.
Was für ein Buch! Leicht zu lesen, extrem spannend oft schonungslos eignet es sich auch für Jugendliche, die eigentlich ungern lesen. Dabei rührt das Buch ganz tief an die Gefühle des Lesers und hinterlässt bleibenden Eindruck. Wie würde man sich selbst in so einer Situation verhalten? Unbedingter Anwärter für den Jugendliteraturpreis und hoffentlich kommende Schullektüre.
Sven Puchelt
Windmädchen
Kai Aline Hula
geeignet ab 13 Jahren
Am Tag des 18. Geburtstages ihres Bruders stellt die sechzehnjährige Kara plötzlich fest, dass sie anscheinend unsichtbar geworden ist. Sie sieht und hört alles, wird aber von ihrer Umgebung nicht mehr wahrgenommen. Die Familie kann sich das Verschwinden Karas nicht erklären und schaltet die Polizei ein. Währenddessen trifft Kara Ilian, einen Jungen, den das gleiche Schicksal ereilt hat. Gemeinsam suchen sie einen Ausweg aus dieser Situation. Das Buch entwickelt einen Sog, dem sich der Leser, oder hier eher die Leserin, nur schwer entziehen kann und bietet ein überraschendes, schlüssiges Ende.
Sven Puchelt
Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums
Benjamin Alire Saenz
geeignet ab 14 Jahren
„Ich war fünfzehn. Ich war gelangweilt. Ich war unglücklich.“ So lebt Aristoteles, ein introvertierter und von Selbstzweifeln geplagter Latino, mit einer liebevollen Mutter, einem verschlossenen Vater und einem Bruder, der im Gefängnis sitzt – worüber in seiner Familie ein Mantel des Schweigens gelegt wurde. Anfang der Sommerferien lernt er im Freibad den gleichaltrigen Dante kennen, der ihm das Schwimmen beibringt und so völlig anders ist als er selbst: offenherzig, begeisterungsfähig und interessiert an Kunst und Poesie. Die Jungen werden schnell enge Freunde, teilen fortan ihre Gedanken und Träume und haben einfach eine Menge Spaß. Ari genießt es auch, bei Dantes Eltern zu sein, in deren Haus eine ausgesprochen herzliche Stimmung herrscht.
Die Freundschaft der beiden übersteht im Laufe des Sommers so manche Herausforderung, doch als Dante eines Tages Ari seine Liebe gesteht, gerät sie in ernste Gefahr…
Ein großartig erzählter Roman über Vertrauen, Zusammenhalt, Freundschaft und Liebe.
Jutta Schleinkofer
Wörter auf Papier
Vince Vawter
geeignet ab 12 Jahren
„Wörter auf Papier “ ist ein anrührendes Buch über einen elfjährigen Jungen, der ganz toll Baseball spielen, aber den Alltag mit seinen sprachlichen Herausforderungen schwer meistern kann, weil er stark stottert. Im Memphis des Jahres 1959 spielt die Geschichte. Victor, die Hauptfigur, schreibt sie für uns auf, „weil er Worten in der Luft weniger traut als Worten auf Papier“. Auf der Rückseite des Buches sieht man einen kleinen Jungen an einer Schreibmaschine. Der Autor bestätigt uns Lesern dann auch, „Paperboy“ wie der Roman im Original heißt, hat autobiographische Züge. Als Victor einen Sommer lang seinen Freund beim Zeitungsaustragen vertritt, lernt er viele neue Menschen kennen. Er gerät in teils komische, teils tragische Situationen, die meist durch sein Sprachhandikap hervorgerufen werden. Besonders wichtig für Victor ist Mam, die schwarze Haushälterin. Sie ist sein Anker in einer Welt, in der die Sprachtherapie noch in den Kinderschuhen steckt und seine Umwelt oft mit Unverständnis oder gar Ablehnung auf ihn reagiert. Mam bestärkt und ermutigt ihn und hilft ihm in einer bedrohlichen Situation. Mit ihrer Figur thematisiert der Autor auch die Rassenproblematik in den Südstaaten der USA in den 50er Jahren. Es ist zauberhaft zu lesen, wie viel einem Jungen, der sich mit den gesprochenen Worten so schwer tut, die Sprache zu geben vermag und am Ende des Sommers weiß Victor : “Es ist nicht wichtig wie man was sagt, sondern was man sagt“. Das Buch ist für Kinder ab 12 Jahre gedacht, aber auch ältere Leser werden ihr Vergnügen daran haben. Der Roman ist bei Königskinder erschienen, der Verlag gehört zum Carlsen Verlag. Sein erstes Programm besticht durch tolle Autoren und Themen und legt jetzt schon die Messlatte für die Zukunft hoch.
Elke Weirauch-Glauben
Wie ein leeres Blatt
Boulet/Pénélope Bagieu
geeignet ab 15 Jahren
Eine junge Frau findet sich auf einer Parkbank wieder und hat ihr Gedächtnis verloren; an nichts aus ihrem bisherigen Leben kann sie sich erinnern. Sie macht sich auf die mühsame und manchmal traurige Suche nach diesem Leben, letztendlich nach ihrer Identität und das geht sehr zu Herzen. Das Besondere an diesem Buch: Es ist ein Comic (in bester französischer Tradition). Eigentlich lese ich keine Comics, aber diese Bilder in Kombination mit der Geschichte haben mich ehrlich begeistert. Und natürlich bietet es sich an für Mädchen, die Bücher mit wenig Text mögen.
Elisabeth Nagel
Die Sprache des Wassers
Sarah Crossan
geeignet ab 14 Jahren
In kurzen Kapiteln, fast in Gedichtform erzählt Kasienka, wie sie mit ihrer Mutter ihre osteuropäische Heimat verlässt, um nach London zu ziehen. Ein einsames Leben erwartet sie dort: In der Schule wird sie gemobbt und in der Freizeit muss sie ihrer Mutter helfen, den Vater zu finden, der die Famlie verlassen hatte und gar nicht gefunden werden will. Trotz allem kommt es zwar nicht zu einem happy, aber zu einem guten Ende. Durch die ungewöhnliche sprachliche Form ist das Buch eher etwas für Vielleserinnen.
Elisabeth Nagel
Die Wahrheit, wie Delly sie sieht
Katherine Hannigan
geeignet ab 11 Jahren
….entspricht nicht gerade dem Mainstream. Delly hält es mit Pippi Langstrumpf: „Ich mach die Welt, wie sie mir gefällt“. Die eingesperrten Hühner auf der Landwirtschaftsausstellung gefallen ihr nicht, also lässt sie sie kurzerhand frei. Delly steckt voller Ideen, liebt Überraschungen und Abenteuer, erfindet Wörter und ist eigentlich ein total liebenswertes Mädchen, aber eben anders. Der Ärger ist meistens schon vor ihr da und sie stolpert immer mitten hinein. Ferris Boyd ist auch anders. Sie kommt neu in Dellys Klasse. Niemand darf sie berühren und sie spricht nicht. Alle akzeptieren es, ohne zu fragen, warum, bis auf Delly und ihen kleinen Bruder.
Eine besondere Geschichte über Mut und Freundschaft für Kinder ab 11 Jahre und alle „Großen“, die gerne gute Kinderbücher lesen.
Margret Thorwart
Anna und Anna
Charlotte Inden
geeignet ab 12 Jahren
Die Karlsruher Autorin Charlotte Inden hat im Hanser Verlag einen wunderschönen Briefroman veröffentlicht. Schon das Cover lässt den Leser ahnen, wozu er eingeladen wird. Auf einem wohltuend schlichten Einband stehen nur wenige Worte, und die in Schreibschrift. Hoffentlich neugierig gewor-den, findet man sich zwischen lauter Briefen wieder. Unzeitgemäß? Altmodisch? Keineswegs, werden hier doch sehr aktuelle Fragen über die Liebe und das Leben gestellt.
Anna, die Enkelin, und Anna, die Großmutter, die Gleichheit der Vornamen zeigt auch symbolisch ihre innige Verbundenheit, erleben beide das Gefühl der großen Liebe, eben nur in völlig verschiedenen Lebensabschnitten. Gibt es ein zu früh oder zu spät für die Liebe? Lebensweisheit auf der einen Seite und jugendliche Unbekümmertheit auf der anderen ergänzen sich bei der Beantwortung dieser und anderer Fragen. Briefe sind dafür ein wunderbares Ausdrucksmittel. So sind sie mal lustig, mal glücklich und auch mal traurig, eben wie das Leben in all seinen Facetten.
Charlotte Inden hat mit „Anna und Anna“ einen zu Herzen gehenden Jugendroman geschrieben, mit einer ganz besonderen Großmutter-Enkelin-Beziehung.
Elke Weirauch-Glauben
Weil ich Layken liebe
Colleen Hoover
geeignet ab 14 Jahren
Gerade in einen neuen Bundesstaat gezogen, verliebt sich die 18-jährige Layken in den drei Jahre älteren Nachbarn Will, der diese Gefühle erwidert. Drei Tage scheint alle perfekt. Dann beginnt die Schule und es stellt sich heraus, dass Will an Laykens Schule unterrichtet. Ein herzzerreißend schöne, kitschige Liebesgeschichte, die im April mit dem Folgeband „Weil ich Will liebe“ ihren Abschluss findet.
Sven Puchelt
Der gefährliche Traum
Claudia Frieser
geeignet ab 11 Jahren
Der Vater von Max hat endlich eine neue Arbeit gefunden: Archivar auf Schloss Hohenstein. Blöd nur, dass Hohenstein im Spessart ist. Weit weg von Hamburg und den alten Freunden. Auch die neue Schule ist kein Lichtblick. Sein Mitschüler Julian und dessen Gang traktieren ihn, und als er sich wehrt, soll er auch noch eine Strafarbeit machen: Ein Referat über die Geschichte des Spessart. Bei seinen Recherchen stößt er auf eine alte Legende von 1649 über das Verschwinden von Friederike von Hohenstein. Die sagenumwobene Geschichte verfolgt ihn bis in seine Träume. Traum und Wirklichkeit verschwimmen und Fritzi, seine neue Freundin und Ururnichte von Friederike, gerät in Gefahr…. Ein sagenhaft spannend erzähltes Krimiabenteuer von der Autorin der erfolgreichen „Oskar-Reihe“. Angelehnt an „Das Wirtshaus im Spessart“ von Wilhelm Hauff.
Margret Thorwart
Dreckswetter und Morgenröte
Geoff Rodkey
geeignet ab 12 Jahren
Mit seinem grimmigen Vater und zwei fiesen Geschwistern lebt Egbert auf Dreckswetter, einer öden Insel, auf der die Familie eine Stinkfruchtplantage betreibt. Als sich ein reicher Unternehmer der Nachbarinsel Morgenröte für die Familie zu interessieren beginnt und Egbert dessen schwer ein-zuschätzende Tochter Millicent kennenlernt, Egberts Vater und Geschwister spurlos verschwinden und plötzlich die Rede vom legendären Schatz des Hutmatozal ist, beginnt für Egbert das Abenteuer seines Lebens. Fast erwartet man, Captain Jack Sparrow in dieser verrückt überdrehten Piratenabenteuergeschichte zu begegnen. „Dreckswetter und Morgenröte“ ist der Auftakt der Trilogie „Die Legenden der blauen Meere“.
Sven Puchelt
Arthur oder wie ich lernte den T-Bird zu fahren
Sarah N. Harvey
geeignet ab 14 Jahren
Sarah Harvey hat in ihrem Jugendroman auch das Thema Alter und Jugend aufgegriffen. Hier geht es um eine Großvater-Enkel-Beziehung. Doch wie anders ist diese Beziehung zu Anfang des Romans. Arthur, der Großvater, einst ein begnadeter Cellist, ist jetzt im hohen Alter von 95 schlicht eine unsägliche Plage für seine Umwelt. Die Tochter Nina, die mit ihrem siebzehnjährigen Sohn Royce in seine Nähe zieht, ist schlicht überfordert. Widerwillig zeigt Royce sich bereit, sich den Sommer über gegen Geld für den Führerschein um seinen mittlerweile gebrechlichen Großvater zu kümmern. Schnell stößt er aber an seine Grenzen, der Job entpuppt sich als noch viel schlimmer als gedacht. Mit der Zeit beginnt sich das Verhältnis aber zu verändern. Royce wächst an seiner Aufgabe und verdient sich allmählich den Respekt von Arthur. Schonungslos, aber äußerst witzig, schildert die Autorin Krankheit und Verfall. Aber nie voyeuristisch, sondern mit viel Anteilnahme, aus Sicht eines sehr jungen Menschen. Spätestens wenn beide Protagonisten zu ihren Fahrten mit dem T-Bird Arthurs aufbrechen und in Arthur der Mann von früher aufblitzt, verändert sich auch das Leben von Royce. Beide entwickeln immer mehr Verständnis füreinander, das hinter all der äußeren Ruppigkeit viel Tiefe ahnen lässt. Den Themen Alter, Demenz und Tod stellt Harvey bewusst die Pubertätsprobleme von Royce gegenüber. Tieftraurig und irre komisch hat Sarah N. Harvey eine nicht behutsame, sondern eher wuchtige Annäherung von Großvater und Enkel geschildert, über die man noch lange nachdenkt.
Elke Weirauch-Glauben
Regenbogenasche
Anke Weber
geeignet ab 13 Jahren
Wie bringt man die Asche eines Toten von einem deutschen Friedhof nach Namibia, ohne dass es jemand mitbekommt? Vor diesem Problem steht die 14-jährige Rhina, die fest davon überzeugt ist, dass ihr Vater lieber in Afrika bestattet sein möchte als in Deutschland. Wie sie es schafft, ihre verrückte Idee in die Tat umzusetzen, davon erzählt sie selbst mal schnoddrig, mal gefühlvoll und oft komisch. Pragmatisch und philosophisch zugleich formuliert sie in einem Atemzug Sätze wie: „Der Tod ist die Anwesenheit der Abwesenheit“ und „Sterben ist wie Kacken – hat was mit loslassen zu tun und muss jeder machen“. Als sie endlich die Asche ihres Vaters auf einer namibischen Farm verstreuen kann, hat sie ihren Vater besser kennengelernt, viel über den Tod und das Leben erfahren und sich zum ersten Mal verliebt – in ihren Freund Uncas, der sie von Anfang an unterstützt und begleitet hat.
Elisabeth Nagel
Wunder
Raquel J. Palacio
geeignet ab 11 Jahren
Halloween ist der schönste Tag des Jahres für Auggie, denn an diesem Tag kann er eine Maske überziehen und ist sicher vor den entsetzten, neugierigen und verunsicherten Blicken der Menschen. Der zehnjährige August leidet unter einem seltenen Gen-Defekt, dem Treacher-Collins-Syndrom. Er ist körperlich und geistig völlig in Ordnung aber sein Gesicht ist furchtbar entstellt. „Ich werde nicht beschreiben, wie ich aussehe. Was immer ihr euch vorstellt – es ist schlimmer.“ Bis jetzt ist Auggie von seiner Mutter unterrichtet worden, aber ab der 5. Klasse soll er eine öffentliche Schule besuchen. Dass das für Auggie nicht leicht wird versteht sich von selbst. Dem unvergleichlichen Erzählstil der Autorin ist es zu verdanken, dass diese Geschichte den Leser nicht deprimiert, sondern, im Gegenteil froh gestimmt zurücklässt. Hauptsächlich lässt sie Auggie die Geschichte selbst erzählen, ab und zu kommen jedoch Mitschüler, Auggies Schwester Olivia oder andere Jugendliche zu Wort. Durch diese Perspektivwechsel kommen die Personen der Geschichte dem Leser sehr nahe. August Pullman ist eine Romanfigur, die beim jugendlichen wie beim erwachsenen Leser bleibenden Eindruck hinterlässt.
Sven Puchelt
Widerspruch zwecklos oder wie man eine polnische Mutter überlebt
Emmy Abrahamson
geeignet ab 14 Jahren
Als ob Alicja nicht schon genug um die Ohren hätte mit Schule, Freunden und so, eben den typischen Problemen einer 15-jährigen in Schweden. Und da ist auch noch Ola aus dem Landwirtschaftszweig ihrer Schule, der Schwarm ihrer Freundin Natalie... Neben all dem muss Alicja auch noch damit klarkommen, dass sie doch nicht das Leben einer normalen jungen Schwedin führt, sondern dass ihr Leben völlig anders verläuft, eben weil ihre Mutter aus Polen stammt. Damit sind für Alicja Chaos und Verwirrung vorprogrammiert. Herrlich überzogen zeigt die junge Autorin Emmy Abrahamson den kulturellen Zusammenprall innerhalb einer Familie auf. Zu komisch sind die Situationen, in die unsere Protagonistin durch ihre Mutter, wie sie glaubt, gerät, und diese erhält dabei noch viel Schützenhilfe von der Verwandtschaft. Lachend und atemlos folgt der Leser unserer Heldin durch ihren absurden Alltag.Was Alicja nicht weiß, der junge Leser aber schon: Es braucht keine polnische Mutter, um in megapeinliche Situationen zu kommen. Das schafft jede Mutter eines normalen Jugendlichen spielend auch so. Stimmt doch, oder? Abrahamson, selbst aus Russland stammend und in Schweden lebend, setzt dieser Familie ein überaus liebevolles Denkmal, zu keiner Zeit führt sie ihre überdrehten Figuren vor. Im Gegenteil, spätestens bei der finalen Hochzeitsfeier wünscht sich garantiert jeder Leser ein bisschen polnische Verwandtschaft. Wetten!
Elke Weirauch-Glauben
Zu Hause redet das Gras
Katherine Rundell
geeignet ab 11 Jahren
Nach dem Tod ihres Vaters muss die elfjährige Wilhelmina, genannt Will, ihr geliebtes Simbabwe und die Farm auf der aufwuchs, verlassen, um in London ein Internat zu besuchen. Eine große Umstellung für einen Freiheit gewohnten Wildfang wie Will. Das Erstlingswerk der jungen Autorin erzählt eine Geschichte von Verlust und Neuorientierung, Freundschaft und Heimweh, die unter die Haut geht, nachdenklich macht und gleichzeitig positiv stimmt. Ein Buch für geübte Leserinnen.
Sven Puchelt
Das Schicksal ist ein mieser Verräter
John Green
geeignet ab 13 Jahren
Die Geschichte spielt in den USA, in Indianapolis. Hazel ist 16 Jahre alt, sie hat Lungenkrebs. Wie lange sie noch leben wird, ist ungewiss, die Ärzte geben ihr nicht mehr viel Zeit. In einer Selbsthilfegruppe lernt sie Gus kennen, auch er hat Krebs und durch die Krankheit ein Bein verloren, seine Überlebenschancen aber sind, sagen die Ärzte, sehr gut. Er fühlt sich sofort zu ihr hingezogen, sie zögert, hat Angst sich zu verlieben, so kurz vor dem Sterben.
Als sie Gus ihren größten Wunsch anvertraut, den Autor ihres Lieblingsbuches kennenzulernen, macht er diesen Traum für sie wahr. Sie fliegen zu dem Mann nach Amsterdam. Und mehr darf man von dieser Geschichte unter keinen Umständen preisgeben. Warum? Wenn man das Buch gelesen hat, ist klar, warum.
Birgit Rupp
Asphaltsommer
Karin Bruder
geeignet ab 14 Jahren
Nach dem überaus erfolgreichen Buch "Zusammen allein", das 2011 für den Jugendliteraturpreis nominiert war, ist dies für die Waldbronner Autorin Karin Bruder der zweite Roman für Jugendliche bei dtv Reihe Hanser.
"Asphaltsommer" ist eine Roadnovel der besonderen Art, die Autorin schildert darin das Aufeinandertreffen zweier Menschen mit ihren gänzlich unterschiedlichen Lebenshintergründen. Die 17-jährige Viebke muss wegen eines Autodiebstahls in den Sommerferien Sozialdienst in einem Altersheim ableisten. Dort lernt sie den nicht unbedingt sympathisch scheinenden alten Mann Langhans kennen und findet sich plötzlich mit ihm in seinem Wohnmobil auf einer Reise nach Toulouse in Südfrankreich. Während es für ihn eine Reise in die Vergangenheit wird, möchte sie einfach nur ihren Freund Constantin während seines Zeltlagers in Südfrankreich besuchen, ohne recht zu wissen was sie dort erwartet. Langhans stammt aus Rumänien (eine kleine Parallele zu Karin Bruders eigener Herkunft). Während des Zweiten Weltkriegs hatte er sich in Frankreich der Résistance angeschlossen – ein Thema, von dem Viebke kaum eine Ahnung hat. Als sie jedoch heimlich während der Reise die herumliegenden Briefe von Langhans‘ erster Frau Fenny liest, beginnt die eher unpolitische Viebke , sich mit deutscher Vergangenheit auseinanderzusetzen: Sie erfährt, dass Fenny als Widerstandskämpferin von den Nazis zum Tode verurteilt und getötet worden war.
Karin Bruder beschreibt sehr fein und genau ihre Figuren und deren Beweggründe.
Neben einem Adoleszenzroman ist Asphaltsommer auch ein eine kluge Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte. Am Ende des Romans „verläßt“ der Leser den Roman mit dem Gefühl, in den beiden Hauptfiguren echten Menschen begegnet zu sein, die man gerne wieder treffen möchte.
Elke Weirauch-Glauben
Tschick
Wolfgang Herrndorf
geeignet ab 14 Jahren
Tschick, der "Assi" aus einer Familie russischer Spätaussiedler, und Maik, der "Psycho" aus einem gutbürgerlichen, aber kaputten Berliner Elternhaus sind als einzige nicht eingeladen zu Tatjanas Party. Kein Grund für Tschick, sich den Beginn der Sommerferien vermiesen zu lassen. Er überredet Maik, mit ihm in die Walachei zu fahren. Nicht nach "Jottwehdeh", sondern in die real existierende Walachei nach Rumänien, wo noch ein Teil seiner Familie wohnt. Mit einem geklauten Lada, Proviant und Schlafsäcken, aber ohne Navi machen sie sich auf den Weg. Gleich zu Beginn weiß der Leser, dass sie nie dort ankommen werden, sondern in der ostdeutschen Provinz stranden. Doch ihre Begegnungen mit schrägen Menschen, skurrilen Situationen und der vielen Natur in der Walachei südlich von Berlin sind Abenteuer pur. Ein großes Lesevergnügen für Jugendliche und Erwachsene. Man lacht viel beim Lesen und ist aber genauso oft zu Tränen gerührt. Maiks Resümee am Ende der Reise: "Laut Spiegel-TV und meinem Vater sind 99 Prozent der Menschen schlecht. Das Seltsame auf unserer Reise war, dass Tschick und ich dem einen Prozent von Guten begegnet sind." Ausgezeichnet mit dem Jugendliteraturpreis 2011.
Margret Thorwart
Du und ich
Niccolo Ammaniti
geeignet ab 14 Jahren
Die Geschichte spielt in Rom. Die Hauptfigur, der 14-jährige Lorenzo, mag die Menschen nicht wirklich und vergräbt sich am liebsten in seiner eigenen Welt. In der Schule passt er sich an, um nach Möglichkeit in Ruhe gelassen zu werden. Seine Zeit beim Psychiater sitzt er ab, damit seine Eltern zufrieden sind. Um seiner Mutter eine Freude zu machen erzählt er ihr, dass er von Klassenkameraden zu gemeinsamen Skiferien eingeladen wurde. Als Lorenzo seine Mutter heimlich vor Glück darüber weinen hört, ist es zu spät für die Wahrheit. Kurzerhand quartiert er sich mit Essen, Büchern, Computerspielen und Selbstbräunungscreme im Keller des Hauses ein. Alles verläuft nach Plan, bis am zweiten Abend seine sieben Jahre ältere Halbschwester Olivia auftaucht. Lorenzo und Olivia sind sich nur wenige Male zuvor begegnet. Das Zusammentreffen und die Auseinandersetzung mit der drogenabhängigen Olivia zwingt Lorenzo, seinen Kindheitskokon zu verlassen und Verantwortung zu übernehmen. Eine kleine, aber feine Geschichte über das Erwachsenwerden, auch für die, die es schon sind. Sprachlich sehr schön und eindringlich erzählt. Nicht gefallen hat mir nur das Buchcover, da es nicht zur Geschichte passt.
Margret Thorwart
Den Mond aus den Angeln heben
Gregory Hughes
geeignet ab 12 Jahren
Bob (13) und seine Schwester Marie Claire (10), genannt Ratte, leben mit ihrem Vater auf einer ehemalige Farm in Kanada. Ratte ist ein quirliges, kluges Mädchen, das gern Fußball spielt und viel schauspielerisches Talent besitzt. Der Vater, der sich trotz seiner Alkoholabhängigkeit fürsorglich um seine Kinder kümmert, stirbt plötzlich. Bob und Ratte haben nun Angst in ein Heim zu kommen. Deshalb begraben Sie den Vater im Garten der Farm und machen sich auf die Suche nach seinem Bruder. Dieser soll als Drogendealer in New York leben. In der Großstadt angekommen, müssen sie einige oft auch abenteuerliche Situationen überstehen, bis sie den Onkel finden. Dabei erhalten sie immer wieder spontan Hilfe von Unbekannten. Viel Humor, aber auch starke Tiefsinnigkeit machen dieses Buch empfehlenswert.
Anja Saly
Das zweite Leben des Cassiel Roadnight
Jenny Valentine
geeignet ab 13 Jahren
Was für eine Autorin! Das vierte Buch der Engländerin in deutscher Übersetzung und eines besser als das andere. Ein Weisenjunge schlüpft, mehr oder weniger unfreiwillig, in die Rolle eines vermissten Jungen, dem er zum Verwechseln ähnlich sieht. Aber irgendetwas stimmt nicht in dieser Familie... Ein atemberaubender Jugendthriller rund um Identität und Selbstfindung.
Sven Puchelt
Wenn du mich brauchst
Jana Frey
geeignet ab 14 Jahren
Im Mittelpunkt des Romans stehen die zwei 16-jährigen Mädchen Sky und Hannah, die beide in Los Angeles leben. Die einzelnen Kapitel des Buches werden abwechselnd aus der Sicht der Mädchen erzählt. Sky wächst in einer ziemlich chaotischen Hippiefamilie auf. Ihre Mutter ist Deutsche und ihr Vater ist Ire, ihre Eltern haben sich schon länger getrennt. Hannahs Familie ist das genaue Gegenteil von Skys Familie. Hannah ist jüdischer Herkunft, ihr Bruder David ist streng religiös und ihre Urgroßmutter Esther, die auch mit im Haus lebt, hat damals das Konzentrationslager Auschwitz überlebt. Als Hannahs kleiner Bruder eine Knochenmarktransplantation benötigt, machen die Ärzte eine Entdeckung, die das Leben von Sky und Hannah ziemlich durcheinander bringt… "Wenn du mich brauchst" liest sich spannend wie ein Krimi und ist nicht nur ein Buch für Jugendliche! Jana Frey gelingt es, die Themen Judentum, Nationalsozialismus und Intoleranz in einem ganz aktuellen Geschehen zu verarbeiten. Unbedingt Lesen!
Ulla Zachmann-Leber
Godspeed, Die Reise beginnt
Elizabeth Revis
geeignet ab 14 Jahren
Die 17-jährige Amy lässt sich zusammen mit ihren Eltern und anderen Wissenschaftlern einfrieren, um mit dem Raumschiff Godspeed zu einem fremden Planeten zu gelangen, der den Menschen neuen Lebensraum erschließen soll. Diese Reise dauert über 300 Jahre. Als Amy, lange vor der Ankunft, aus ihrem "Schlaf" gerissen wird, findet sie sich auf einem riesigen Raumschiff wieder, dessen Bewohner und ihre Lebensweise erschreckend fremd sind. Geführt wird das Schiff von einem Tyrannen, dessen Handlungsweise niemand infrage stellt. Nur Junior, der einmal sein Nachfolger werden soll, beginnt sich aufzulehnen. Zusammen mit Amy, die ihn vom Beginn ihrer ersten Begegnung an fasziniert, kommt er dem furchtbaren Geheimnis der Godspeed auf die Spur. Ein
spannender Zukunftsthriller, dem noch zwei Teile folgen. Denn die Reise ist noch lange nicht zu Ende...
Elke Weirauch-Glauben
Das Leuchten
Kat Falls
In diesem Jahr sind mir besonders zwei „phantastische Jugendromane“ aufgefallen, die den Gedanken weiterspinnen, was passiert, wenn die Ressourcen der Erde aufgebraucht sind und ein normales Leben dort nicht mehr möglich ist. Beide Autorinnen haben auf unterschiedliche Weise zwei sehr spannende Zukunftsvisionen vorgelegt.
Kat Falls Roman spielt in der Tiefsee, wo Siedlungskolonien entstehen, als immer mehr Lebensraum durch Überschwemmungen verschwindet. Die Pioniere sorgen für die Nahrung und das Überleben der Menschen, aber gegenseitiges Misstrauen vergrößert die Kluft zwischen den sogenannten Topsidern (Erdbewohnern) und den Unterwasserfarmern. In dieser Welt lebt Ty, der wie alle menschlichen Meeresbewohner durch die Ernährung mit biolumineszierendem Fisch, silbern leuchtet. Sein größter Wunsch ist es, später eine eigene Unterwasserfarm zu besitzen. Dieser Lebenstraum wird bedroht, als Gesetzlose immer wieder seine Heimat angreifen und keine Hilfe von „oben“ zu erwarten ist. Er trifft Gemma, ein Mädchen von der Erde, die ihren verschollenen Bruder sucht. Die beiden kommen sich näher und erfahren mehr über die Welt des jeweils anderen. Dennoch haben sie Geheimnisse voreinander, besonders Ty, der als erster Meeresgeborener weiß, dass er nie über seine „dunkle Gabe“ sprechen darf. Die Ereignisse überschlagen sich und beide nehmen den Kampf gegen die unheimliche Bedrohung auf. Neben der äußerst spannenden Handlung sind es die wunderbaren Beschreibungen der Tiefsee, die einen das Buch nicht so schnell vergessen lassen. Kat Falls beschreibt zudem eindrucksvoll, wie fragil unser Ökosystem ist.
Elke Weirauch-Glauben
Ein Junge, ein Mann und ein Fuchs
Matthew Sweeney
geeignet ab 12 Jahren
Der zehnjährige Gerard ist neu in der Stadt. Bei einem seiner Streifzüge trifft er auf einen Obdachlosen in Begleitung eines zahmen Fuchses. „[Der Mann] hatte lange rote Haare und einen roten Bart. Ob der Fuchs sich den Mann deshalb ausgesucht hatte? Oder hatte sich der Mann den Fuchs ausgesucht?“ Liebevoll erzählt Sweeney von der langsamen Annäherung zwischen Gerard und Clint. Als Clint schwer erkrankt, will Gerard unbedingt helfen…
Ein wunderschönes Buch, das berührt, ohne zu verklären.
Sven puchelt
Asphaltspringer
Rusalka Reh
geeignet ab 14 Jahren
„Hinwegfliegen über alle Hürden“ ist Ziel und Lebensgefühl von Dipper, Corone, Skylark und Jay. Die vier Jugendlichen sind Traceure und ihr Sport heißt Parkour. Jeden Tag trainieren sie auf ihrem Weg durch die Stadt in alten Fabrikgebäuden,
Parkanlagen oder auf Sportplätzen das Überwinden von Hindernissen. Die Hindernisse des „normalen“ Lebens zu überwinden, ist für die Vier weitaus schwieriger. Keiner stammt aus einer heilen Familie, von Wohlstandsverwahrlosung bis Armutsverwahrlosung reicht der „Parkour“ ihres Lebens. Die Konflikte, die daraus entstehen, und der Kampf jedes Einzelnen um seinen Platz in der Gruppe ergeben eine spannende Geschichte über das Erwachsenwerden und über das Versagen der Erwachsenen gegenüber ihren Kindern.
Margret Thorwart
Chicken Dance
Jacques Couvillon
geeignet ab 14 Jahren
Welcome auf Horse Island. Dort lebt Don Schmidt, die sympathische Hauptfigur der Geschichte. Auf Horse Island dreht sich nichts um Pferde, aber alles um Hühner und Eier. Fast jeder hier besitzt eine Hühnerfarm, so auch Dons Eltern, wenn auch gezwungenermaßen, weil vererbt. Vor allem die Mutter empfindet das Landleben mit Federvieh als furchbare Strafe. Don ist ein einsames Kind. Er hat keine Freunde und in der Schule ist er auch nach Jahren immer noch der „Neue“. Seine Eltern sind schreckliche Ignoranten. Eine neurotische Mutter, die ständig um sich selbst kreist und dazu ein meist passiver Vater. Selbst seinen 11. Geburtstag vergessen sie, weil die Mutter ständig putzen, haushalten und kochen muss. Dabei gibt es bei Schmidts nur Fertiggerichte. Dons große Freunde und Glück sind seine Hühner. Alles verändert sich als er den jährlichen Hühner-Wissens-Wettbewerb gewinnt. Plötzlich ist Don der berühmteste und beliebteste Junge. Und er stößt auf ein Familiengeheimnis. Eine berührende Geschichte, komisch und tragisch zugleich, über Freundschaft, Familie und Erwachsenwerden. Auch für „große“ Kinder.
Margret Thorwart
Ruf der Tiefe
Katja Brandis, Hans-PeterZiemek
geeignet ab 14 Jahren
Katja Brandis, eine erfolgreiche Jugendbuch-autorin und begeisterte Taucherin und Hans-Peter Ziemek, Meeresbiologe – ein Autorenduo mit großer Meeresleidenschaft. Zusammen ist ihnen ein spannender Abenteuerroman mit außergewöhnlichem Schauplatz gelungen. Der Roman spielt in der Tiefsee bei Hawaii im Jahr 2018. Leon ist einer der wenigen Flüssigkeitstaucher und kann sich durch die neue Technologie fast frei in der Tiefsee bewegen. Zusammen mit seiner Partnerin, einer Krake, taucht er in der Nähe von Hawaii und sucht nach Rohstoffen - bis dort seltsame Dinge geschehen und nicht nur er in große Gefahr gerät. Ausgerechnet ein Mädchen von “oben“ muss ihnen nun helfen. Ergänzt wird diese spannende Geschichte durch eine Fülle von Informationen über den bedrohten Lebensraum Meer und in dem hochinteressanten Nachwort wird erläutert, was schon Wirklichkeit und was Fiktion ist. Also nichts wie abtauchen in diese tolle Geschichte!
Jeannine Beihofer
Edwards Augen
Patricia MacLachlan
geeignet ab 11 Jahren
Patricia MacLachlan, die berühmte amerikanische Schriftstellerin, hat mit Edwards Augen ein schmales, aber sehr poetisches Buch über Familienglück, Leid und Abschiednehmen geschrieben. In kleinen kaleidoskopischen Bildern schildert sie in ihrer so typischen Erzählweise das Leben einer vielköpfigen amerikanischen Familie. Der achtjährige Edward, der Baseball über alles liebt, nimmt mit seiner fröhlichen, aufgeschlossenen und klugen Art eine ganz besondere Stellung ein. Doch dann trifft ein schrecklicher Schicksalsschlag die Familie. Wie die Autorin den Umgang damit schildert, ist sehr berührend. Vielleicht sollte man dieses Buch in der Familie gemeinsam lesen, bietet es doch eine gute Möglichkeit das Thema Tod mit Kindern optimistisch aufzuarbeiten.
Elke Weirauch-Glauben
Mein innerer Elvis
Jana Scheerer
geeignet ab 12 Jahren
Als die 15-jährige Antje Schröder eine Dokumentation im Fernsehen über Elvis sieht, ist sie hin und weg. Denn Antje fühlt sich sofort seelenverwandt mit ihm, schließlich leiden sie beide an Fress- und Fettsucht und beide spielen sie Gitarre. Und wie alle Elvis-Fans ist sie davon überzeugt, dass Elvis lebt. Mehr noch, er will sich mit ihr an ihrem sechzehnten Geburtstag in Graceland treffen. Gut, dass dieses Jahr Familienurlaub in den USA angesagt ist – blöd, dass es nicht Richtung Graceland geht, sondern zu den Niagarafällen. Mit dabei der dickliche Althippie-Vater, für den Elvis Oma-Musik ist. Die schlanke Mama, Paar- und Familientherapeutin, immer entsetzlich verständnisvoll, aber blind für ihre Eheprobleme. Die schräge kleine Schwester Klara, die mit ihrem rosa Stoffhund „Familientherapie“ spielt. Witzig, komisch, ernst … ein Roman über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens.
Nicht abschrecken lassen vom hässlichsten Cover 2010, pink mit Glitzerschrift, eben ein bisschen „Elvis“.
Margret Thorwart
Urbat
Bree Despain
geeignet ab 13 Jahren
Drei Jahre ist es her, seit die Pfarrerstochter Grace Divine Daniel gesehen hat. Nun taucht er in der Schule und in ihrem Leben wieder auf. Hin- und hergerissen von ihren Gefühlen ist sie zum einen magisch von ihm angezogen, darf zum anderen aber eigentlich keinen Kontakt mehr zu ihm haben. Dennoch versucht sie hinter sein Geheimnis zu kommen. Damals fand sie ihren Bruder Jude blutverschmiert vor. Hatte Daniel damit etwas zu tun? Verschwand er doch damals spurlos. Wie fragil die heile Welt des Pastorenhaushaltes ist, zeigt das plötzliche Auftauchen des Dunklen und Unheimlichen. Wem darf Grace überhaupt noch trauen? Vieles erscheint anders als es in Wirklichkeit ist. Mit großer Spannung gelingt es der Autorin, eine tolle Geschichte voll Magie und Romantik zu schreiben. Besonders durch Grace wird diese moderne Geschichte von Schuld und Sühne aber auch ein wunderbarer Roman über das Erwachsenwerden und das Vertrauen auf eigene Stärke.
Elke Weirauch-Glauben
Erebos
Ursula Poznanski
geeignet ab 13 Jahren
Als der sechzehnjährige Nick das geheimnisvolle Computerspiel Erebos das erste Mal startet, ist er fast etwas enttäuscht. Erebos scheint nur ein weiteres Fantasy-Spiel zu sein. Doch dann stellt das Spiel Aufgaben, die Nick in der realen Welt ausführen muss. Spiel und Wirklichkeit fangen an zu verschwimmen. Wahnsinnig spannend und dabei sprachlich gut, erzählt Ursula Poznanski eine Geschichte, die man nicht aus der Hand legen kann. Für mich eines der besten Jugendbücher des Jahres und heißer Anwärter auf den Jugendliteraturpreis 2011 (zumindest bei der Jugendjury).
Sven Puchelt
Carpe Diem
Autumn Cornwell
geeignet ab 14 Jahren
Das Leben der 16-jährigen Vassar ist perfekt geplant: Sie möchte als Jahrgangsbeste abschließen, an einer Eliteuniversität studieren, danach promovieren und einen Chirurgen (wahlweise Richter) heiraten. Den krönenden Abschluss soll der Pulitzerpreis bilden.
In diese Planung passt Grandma Gerds überraschendes Geburtstagsgeschenk leider gar nicht: Eine Einladung, den Sommer in Südostasien zu verbringen. Vassar möchte am liebsten ablehnen, da sie vorhatte die Ferien über für die Prüfungen zu lernen, doch nachdem ihre Großmutter ein Telefonat mit Vassars Eltern geführt hat, bestehen diese darauf, dass sie die Reise antritt. Grandma Gerd scheint etwas in der Hand zu haben – ein großes Geheimnis – und Vassar beschließt, dies zu ergründen. Mit insgesamt zehn Koffern, inklusive Notfallausrüstung, wird Vassar zum Flughafen gebracht und die Reise kann beginnen ….
Ulla Zachmann