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Buchtipps 2024 Frühjahr Erwachsene

Buchtipps 2024 Frühjahr Erwachsene

Laternenträume (Wolfgang Borchert & Renate Bergmann)

Laternenträume

Wolfgang Borchert & Renate Bergmann

Ein Gesamtkunstwerk
Wolfgang Borchert ist vielen als Autor von „Draußen vor der Tür“ bekannt, vielleicht auch noch als Autor von Kurzgeschichten. Das Gedichtwerk des jung verstorbenen Autors bekommt nun durch diese Ausgabe eine besondere Würdigung. Die Künstlerin Roberta Bergmann hat für „Laternenträume“ 37 Gedichte von Borchert ausgewählt und illustriert, beziehungsweise graphisch gestaltet. Borcherts Gedichte erzählen von Hamburg, von Sehnsucht, von Lebenslust und Verlangen. Bergmann greift diese Themen in skizzenhaft anmutenden Illustrationen auf und spinnt sie weiter. Dabei verwendet sie schwarze Tusche und Bleistift und setzt nur wenige, gekonnte Farbakzente. Ein wunderbares Buch, um das lyrische Werke Borcherts neu oder wieder zu entdecken.
Sven Puchelt

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Die Entflammten (Simone Meier)

Die Entflammten

Simone Meier

Die Frau, die Vincent van Gogh groß gemacht hat
Für mich die Lieblings-Neuerscheinung dieses Frühjahrs:
Gina ist eine junge, schöne Frau, Studentin der Kunstgeschichte und Tochter eines gescheiterten Schriftstellers. Um sich ganz auf ihre Abschlussarbeit konzentrieren zu können, zieht sie für einige Zeit zu ihrem Vater in dessen kleines Häuschen an der italienischen Küste. Schon als Kind war sie fasziniert von Vincent van Gogh, von der Tatsache, dass er sich das Ohr abschnitt. Nun wächst in ihr mehr und mehr der Wunsch heran, über Johanna van Gogh-Bonger zu schreiben, die Frau von Vincents Bruder Theo, welche ein enges, geschwisterliches Verhältnis zu ihrem Schwager hatte. Als Ihr Mann kurz nach dem Freitod Vincent van Goghs verstarb und sie früh zur Witwe machte, hinterließ er ihr unzählige Kunstwerke seines Bruders. „Jo“ sah es als ihre Mission, dieses Erbe zu nutzen und den zu Lebzeiten kaum erfolgreichen Künstler weithin bekannt zu machen.
Die Schweizer Autorin Simone Meier verwebt Ginas gegenwärtige und Jos vergangene Geschichte in einer wunderschönen Sprache; ihr ist damit ein besonderer, kluger und phantasievoller Roman gelungen.
Melanie Weise

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Die Hoffnung der Chani Kaufman (Eve Harris)

Die Hoffnung der Chani Kaufman

Eve Harris

Fantastischer Folgeband zu dem Roman „Die Hochzeit der Chani Kaufman“
Im ersten Band lernt der Leser Chani als strenggläubige junge Frau kennen, die jedoch auch ihre lebenslustige Seite hat und in dem strengen jüdisch-orthodoxen Milieu in London, in dem die Romane spielen, mehr Fragen stellt als üblich. In Baruch, ebenfalls strenggläubig, dabei aber „aus besserem Hause“ als Chani, findet sie den Mann, den sie heiraten möchte – und beide setzen dies gegen den Willen von Baruchs Familie durch – kein durchschnittliches Vorgehen in einer strengen Gemeinschaft der arrangierten Ehen.
In diesem Band nun sind Chani und Baruch, die mittlerweile in Jerusalem leben, nach London gereist, wo sie, von Baruchs Eltern finanziert, in einer Fruchtbarkeitsklinik Rat suchen, da Chani noch immer nicht schwanger ist – und hinter einer Fassade aus Freundlichkeit sucht Baruchs Mutter schon mal nach einer passenderen Frau für ihren Traumsohn.
Weiterer packender Schauplatz ist die Familie des Rabbi Zilberman. Einst war er ein liberaler Jude, nach einem Unglücksfall hat er sich über die Jahre in einen immer strengeren Gläubigen und Rabbi verwandelt, inzwischen in Denken und Handeln völlig alternativlos den Regeln der Gemeinschaft folgend. Lange ist seine Frau Rivka mit den Kindern den Weg mitgegangen, nun hat sie sich aber in einem harten Prozess gelöst und muss sich in einer fremden neuen Welt zurechtfinden – einsam und von der Gemeinschaft mehr als verachtet.
In Jerusalem gibt es einen weiteren faszinierenden Schauplatz, aber das lesen Sie lieber selbst!
Ein absolut fesselndes und faszinierendes Buch, in dem man wieder viel über das streng jüdisch-orthodoxe Milieu lernt, das aber deutlich darüber hinausgeht und uns mit Themen wie Glaube – Unglaube - Glaubenszweifel, Tradition und Moderne sowie Gemeinschaft, die Kontrolle bedeutet, aber auch Sicherheit bietet, konfrontiert.
Und es geht um Frauen, die sich ihren eigenen Weg erkämpfen.  
Dringende Leseempfehlung – und freuen Sie sich darauf, dass schließlich Chanis lockere Seite wieder aufblitzt und sie es schafft, die Regeln ein kleines bisschen zugunsten ihres persönlichen Glücks zu beugen!!!
Andrea Theilmann

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Maman (Sylvie Schenk)

Maman

Sylvie Schenk

Hommage an die Mutter
Sylvie Schenk ist eine französische Autorin, die in Deutschland lebt und seit einigen Jahrzehnten auch auf Deutsch schreibt. Sie erzählt auf sehr berührende und intensive Weise über ihre verstorbene Mutter. 1916 wird Sylvie Schenks Mutter geboren, die Großmutter stirbt bei der Geburt. Angeblich war diese eine Seidenarbeiterin, wie schon die Urgroßmutter. Aber stimmt das?
Dabei ist vieles unweigerlich Fiktion, denn "Maman" war sehr verschlossen, und auch von der weitläufigen Verwandtschaft sind nur noch spärliche Gerüchte in Erfahrung zu bringen. Nicht zuletzt wohl deshalb, weil die Mutter der Autorin ein Adoptivkind ungewisser Abstammung war und somit zeitlebens unter Standesdünkeln der französischen Klassengesellschaft zu leiden hatte. So beschreibt Schenk ihre Mutter unter anderem wie folgt: „Sie war ein stummer Mensch mit blauen Augen und einem Verstand, der damit beschäftigt war, seine Mängel zu kaschieren."
Darf man so über die eigene Mutter schreiben? Ja, denn Sylvie Schenk reflektiert ihr Verhältnis zur Mutter, hat beim Schreiben die nötige Distanz und zeigt überdies klar auf, welchen Anteil die erbarmungslose Gesellschaft an diesem armen, zerbrochenen Leben hatte. Ein unschuldiges Kind leidet bis ins Erwachsenenalter darunter, nicht dazu zu gehören, allein aufgrund der Abstammung als minderwertig zu gelten. Ein weiterer roter Faden, den Schenk durch ihre Erzählung spinnt, dreht sich um uneheliche Kinder und deren Väter, die sich aus der Verantwortung stehlen. Laut ihrer Beobachtung hat sich hier über die letzten Jahrzehnte nur wenig geändert, oder zumindest noch nicht genug.
Für mich eine wunderbare Art, das Trauma der frühen Jahre und das daraus entstandene vage Lebensgefühl der Mutter in Worte zu fassen. Sehr traurig, aber auch sehr schön!
Barbara Casper

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Die sieben Männer der Evelyn Hugo (Taylor Jenkins Reid)

Die sieben Männer der Evelyn Hugo

Taylor Jenkins Reid

Eine einzigartige Liebesgeschichte
„Stört es Sie nicht, dass Ihre Männer so sehr die Schlagzeilen beherrschen, dass sie Ihre Arbeit und Sie selbst fast in den Schatten stellen? Dass man nur noch von Ihren sieben Männern spricht, wenn man über Sie spricht?“
Und ihre Antwort war typisch für Evelyn.
„Nein“, sagte sie. „Weil sie nur Männer sind. Ich bin Evelyn Hugo. Und außerdem glaube ich, wenn die Leute erst einmal die Wahrheit wissen, werden sie sich viel mehr für meine Frau interessieren“. (S.459)
Mir war von der ersten Seite an klar, dass „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ ein absolutes Lieblingsbuch wird. Ich habe es mittlerweile x-mal gelesen und die Geschichte der Hollywood-Ikone Evelyn Hugo fesselt mich jedes Mal aufs Neue. Das Buch ist in sieben Abschnitte unterteilt, einen für jeden ihrer sieben Ehemänner, und spielt in zwei Zeitebenen, da Evelyn Monique Grant, eine junge Redakteurin von Vivant, ihre Lebensgeschichte erzählt. Ich liebe einfach alles, ALLES an dieser Geschichte. Sämtliche Personen sind mitsamt ihren Eigenschaften und Beweggründen genau ausgearbeitet und es wird klar, dass niemand ‚nur gut‘ oder ‚nur schlecht‘ ist, sondern sich alle irgendwo dazwischen bewegen, vor allem in der grausamen Welt von Hollywood. Ich glaube, ich habe noch nie jemanden zugleich so sehr geliebt und gehasst wie Evelyn und Celia! Auch die Darstellung ihrer Beziehung ist toll. Die beiden müssen sich ihr Leben lang verstecken und haben es nicht leicht, unter dem Blick der Öffentlichkeit zu ihrer Liebe zu stehen. Und doch finden sie immer wieder zueinander zurück.
„Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ ist ein wunderschönes Buch und ich würde jedem ans Herz legen, es zu lesen!
Hannah Knoop (15 Jahre)

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Bei euch ist es immer so unheimlich still (Alena Schröder)

Bei euch ist es immer so unheimlich still

Alena Schröder

Eine Familiengeschichte zwischen Nachkriegszeit und Mauerfall
Vorab: Das Buch ist bereits im September 2023 erschienen. Wurde aber jetzt nochmals als Leseempfehlung im Radio vorgestellt und durch folgenden Satz fühlte ich mich doch gleich sehr angesprochen „immer noch das gleiche Kaff, wie vor achtzehn Jahren, denkt Silvia“. Aus ihrer Perspektive wird die Geschichte erzählt. Nach 18 Jahren Berlin kehrt sie zurück nach Ildingen (bestimmt irgendwo auf der Schwäbischen Alb). Ausgerechnet Silvia, einst geflüchtet aus dem muffigen Schwaben ins freie West-Berlin mit freier Liebe in besetzten Häusern, verliebt sich in den spießigen Martin. Doch als sie schwanger wird, will Martin das Kind nicht und sie plötzlich auch nicht mehr. Nachdem Hannah geboren wurde, ist ihre WG anfangs ganz euphorisch und solidarisch. Bald ist jedoch der Alltag zurück. Völlig verloren und überfordert mit ihrer Situation überkommt Silvia ein Ur-Gefühl, das sie schon lange nicht mehr gespürt hat: „ich will meine Mama“. Sie klaut das Auto ihres Mitbewohners und fährt mit Hannah im Wäschekorb zurück in die Heimat zu Evelyn, ihrer Mutter.
Über Jahrzehnte hinweg erzählt Alena Schröder abwechselnd die Lebensgeschichte von Mutter und Tochter. Eine schwierige Beziehung, in der jede alles richtig machen wollte und das Gegenteil damit erreicht hat. Und eine Familiengeschichte, in der unheimlich viel geschwiegen und verschwiegen wurde.
Das Buch ist der Nachfolgetitel von „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“. Man kann es aber unabhängig voneinander lesen. Will es aber nicht, sondern man möchte wissen, wie es angefangen hat bzw. wie es weitergeht. So wie es eben ist bei guten Büchern.
Margret Thorwart

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Am Meer (Elizabeth Strout)

Am Meer

Elizabeth Strout

Wunderbar leicht geschrieben und voll von klugen Wahrnehmungen und Gedanken
Ein wunderbares Buch um die erfolgreiche amerikanische Schriftstellerin Lucy Barton, die schon aus anderen Werken von E. Strout bekannt ist.
Die Geschichte beginnt mit den Anfängen der Coronapandemie und endet mit der ersten Impfung. Aber es ist wahrlich kein Corona-Roman, sondern eine Geschichte über Alltägliches und Persönliches, sowie über eine Gesellschaft, die zu zerreißen beginnt.
Lucys Ex-Ehemann William überzeugt Lucy zu Beginn der Pandemie davon, New York zu verlassen und mit ihm ein angemietetes Haus an der Küste von Maine zu beziehen.
Da sitzen die beiden nun, um die 70 Jahre alt, lebensklug, aber auch mit Verletzungen und Wunden, die das Leben hinterlassen hat, richten sich in einem recht getrennten Alltag ein und wundern sich über das, was „draußen“ passiert.
Die Ich- Erzählerin lässt uns als Leser teilhaben an ihren Gedanken und Gefühlen, da geht es um Familie, die Beziehung zu den gemeinsamen erwachsenen Töchtern, um Freundschaft und das Altwerden.
Und scheinbar ganz nebenbei entsteht in diesen langen Monaten Neues – berufliche und private Perspektiven für William, ein Ende der Schreibblockade und ein ganz neuer Blick auf die zerrissene amerikanische Gesellschaft unter Trump für Lucy, zart beginnende Freundschaften in der neuen Umgebung und ein neues Band zwischen Lucy und William.
Dieses Buch sollten Sie sich wirklich nicht entgehen lassen!!
Andrea Theilmann

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Der Lärm des Lebens (Jörg Hartmann)

Der Lärm des Lebens

Jörg Hartmann

Besondere Einblicke
Der Schauspieler Jörg Hartmann erzählt in seinem Debut seine Geschichte sowie die seiner Eltern und Großeltern. Dazu bewogen hat ihn der Tod seines Vaters, welcher schwer an Demenz erkrankt war. Wir dürfen ihm hierbei in den Ruhrpott folgen, wo er seine Kindheit verbracht hat. Er schildert berührend und humorvoll die Beziehung zu seiner Familie und seinen Werdegang als Schauspieler mit allen Höhen und Tiefen. Zudem rückt er insbesondere das Leben seiner Eltern und Großeltern in den Mittelpunkt. Es sind Erzählungen mit ganz unterschiedlichen Stimmungen, was das Buch sehr abwechslungsreich macht. Von seinen Gedankengängen fühlt man sich als Leser gut mitgenommen. Schön, dass er uns daran teilhaben lässt.
Patricia Mock

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Frau Komachi empfiehlt ein Buch (Michiko Aoyama)

Frau Komachi empfiehlt ein Buch

Michiko Aoyama

„Wonach suchen Sie?“
Mit diesen Worten empfängt Frau Komachi, die Bibliothekarin einer kleinen Gemeindebücherei in Tokio, jeden Besucher, der an ihren Schreibtisch tritt. Und damit setzt sie eine Gedankenkette in Gang, da der Angesprochene sich diese Frage nun unweigerlich auch selbst stellt – und über mehr nachdenkt als nur darüber, was er gerne lesen möchte.
Jeder Ratsuchende erhält von Frau Komachi eine Liste passender Bücher – sowie ihren ganz eigenen, individuellen Buchtipp, der völlig aus der Reihe fällt und rein gar nichts mit dem eigentlich gewünschten Thema zu tun hat. Und sich letztlich doch als genau richtig erweist.
So ergeht es auch den fünf ganz unterschiedlichen Menschen, die wir in den separaten Geschichten dieses Romans kennenlernen. Sie alle eint, dass sie an einem Wendepunkt in ihrem Leben stehen; sie ahnen, dass sie etwas ändern müssen, sind sich jedoch noch nicht bewusst, in welche Richtung es gehen soll.
„Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ gibt ein wunderbar positives Gefühl und die Zuversicht, dass sich alles zum Guten wendet; aus gutem Grund stand es in seinem Herkunftsland auf der Bestsellerliste. Ein besonderes Buch, auch deshalb, weil es in Japan spielt und uns die japanische Lebensweise näherbringt – bestimmt möchten auch Sie nach der Lektüre „Onigiri“ probieren.
Melanie Weise

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Der Leuchtturm (Jean-Pierre Abraham)

Der Leuchtturm

Jean-Pierre Abraham

Einsamer geht es kaum
Ar Men heißt der Leuchtturm, der westlich der bretonischen Pointe du Raz einsam weit draußen im Atlantik steht. Vierzehn Jahre, von 1867 bis 1881, dauerte der Bau dieser „Hölle der Höllen“, wie Ar Men auch genannt wird.
Im Jahr 1959 heuerte der französische Autor Jean-Pierre Abraham auf dem Leuchtturm an und blieb, mit kurzen Unterbrechungen, bis 1962. Sein literarischer Bericht über das Leben an diesem unwirtlichen Ort machte ihn in ganz Frankreich bekannt. Der Salzburger Verlag Jung und Jung hat jetzt die 2010 erstmals erschienene Übersetzung des Buches durch Ingeborg Waldinger neu aufgelegt. Und der Text von Abraham ist auch fast sechzig Jahre nach Erscheinen von literarischer Wucht. Zwischen nüchterner Beschreibung der Tagesabläufe, der Schichtwechsel, der technischen Probleme und selbstreflektierenden Gedanken über Angst, Einsamkeit und die Naturgewalten hin und her mäandernd, lässt uns Abraham teilhaben an seiner Zeit auf Ar Men. Wir spüren beim Lesen die Erschütterungen der Brandung, schmecken die salzige Gischt, blicken in die endlose Weite und denken nach über mögliche Wege und Wendungen im Leben.
Sven Puchelt

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Lichtungen (Iris Wolff)

Lichtungen

Iris Wolff

Ein lesenswerter Roman über Freundschaft und Herkunft
Wolffs neuer Roman führt uns wie schon andere Werke der Autorin nach Siebenbürgen in Rumänien. Aber nicht sofort, denn die Geschichte wird in zeitlich umgekehrter Reihenfolge erzählt – sie beginnt mit dem letzten Kapitel!
Darin treffen sich die Hauptfiguren Lev und Kato in Zürich wieder, hier lebt Kato als Straßenmalerin und Lev hat es geschafft, die Enge seiner Heimat zu verlassen, um sie zu suchen.
Kapitel um Kapitel führt Wolff den Leser nun zurück bis in die siebenbürgische Kindheit der beiden Hauptfiguren, anfangs noch hinter dem „Eisernen Vorhang“.
Wir erfahren, wie die beiden sich durch die lange krankheitsbedingte Bettlägerigkeit Levs kennenlernen, widerwillig zunächst, wie ihre Beziehung sich entwickelt, die lebenslustige Kato dann aber, als die Grenzen sich öffnen, diese für sie zu enge sozialistische Welt verlässt, während Lev die vertraute Umgebung vorzieht.
Iris Wolff stammt selbst aus Siebenbürgen, sie kennt, worüber sie schreibt und sie tut dies in wunderbar poetischer und unprätentiöser Sprache, ein Genuss. So lernen wir die Figuren und ihre Gefühle kennen, ohne lange Ausführungen über ihre Gedankenwelt zu lesen – einfach faszinierend.
Und der Kunstgriff, vom Ende her zum Anfang zu erzählen, ist so gelungen – das heutige Leben, der Mensch, so wie er ist, zurückgeführt auf die Wurzeln – lesen und genießen Sie es!
Andrea Theilmann

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Weisse Wolken (Yandé Seck)

Weisse Wolken

Yandé Seck

Ein moderner Familienroman mit hintergründigem Humor
Dieo und Zazie, Töchter einer deutschen Psychoanalytikerin und eines philosophiebegeisterten Senegalesen, leben in gutbürgerlichen Verhältnissen in Frankfurt. Dieo ist mit Simon verheiratet, der für ein Finanz-Start-up arbeitet und hat drei Kinder. Sie leidet unter widersprüchlichen Rollenansprüchen seitens der Gesellschaft, ihrer Familie und an sich selbst.
Die jüngere Zazie hat promoviert und rebelliert gegen alles, was sie als rassistisch, sexistisch oder kapitalistisch empfindet und schließt dabei ihren Schwager oder ihre Schwester nicht aus. Dabei reflektiert sie kaum ihre eigenen Privilegien.
In der Familie gibt es andererseits einen großen Zusammenhalt und viel Unterstützung. Ausgeschlossen bleibt jedoch der Vater, zu dem lediglich Zazie eine engere Verbindung hat. Als er stirbt, machen sich Dieo und Zazie auf den Weg in den Senegal, wo Dieo zum ersten Mal diesen Teil ihrer Familie kennenlernt. Dieser Abschnitt des Romans kommt leider etwas zu kurz.
„Weiße Wolken“ stehen bildhaft für die kleinen Verletzungen im Lebensalltag vor allem der Großstadtmenschen. Yandé Seck gibt Einblick in viele durchaus problematische aktuelle Themen, dennoch liest sich der Roman eher leicht. Sie spricht die Sprache besonders der jüngeren Generation, mit vielen Bezügen zur Popkultur.
Insgesamt ein vielversprechendes Debut der jungen Autorin.
Christa Seitz

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Annas Lied (Benjamin Koppel)

Annas Lied

Benjamin Koppel

Ein inspirierendes und bewundernswertes Leben
Annas Geschichte beginnt in den 1920er Jahren in Kopenhagen. Sie wächst in einer jüdischen Familie voller Trubel, Verwandter und vor allem Musik auf. Ihre große Leidenschaft ist das Klavierspiel und somit träumt sie davon, ihren vier älteren Brüdern als Musikerin nachzufolgen. Aber als einziges Mädchen ist ihr ein anderer Weg vorbestimmt. Nach den schrecklichen Jahren des Krieges kann sie sich dem Willen ihrer Eltern nicht widersetzen und muss sich in eine bereits lange im Vorfeld arrangierte Ehe begeben. Dort versucht sie von der Musik und ihrer großen Liebe Aksel Abstand zu gewinnen, um ganz für ihren Mann und ihre Kinder da zu sein. Was ihr aber nur leidlich gelingt. Dennoch schafft sie es, beides in ihrem Leben zu behalten.
Der Jazzmusiker Benjamin Koppel erzählt die Geschichte, die auf der Biographie seiner Familie basiert. Anna war seine Großtante. Er fand ihre Geschichte so faszinierend, dass er unbedingt davon erzählen wollte. Zudem nähert sich der Profimusiker seiner Großtante auch in musikalischer Form an: in seinem Album „Anna´s Dollhouse“ kann man diesen bewegenden Roman ganz wunderbar ausklingen lassen.
Patricia Mock

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Das späte Leben (Bernhard Schlink)

Das späte Leben

Bernhard Schlink

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt
Wer bin ich und was bleibt von mir, wenn ich nicht mehr da bin?
Martin erfährt, dass er nur noch höchstens sechs Monate zu leben hat. Was kann er als 76jähriger Vater seinem 6jährigen Sohn hinterlassen? Er beginnt, Briefe an ihn zu schreiben, in denen er seine Gedanken zu den wichtigen Lebensfragen formuliert. Die Frage nach Gott, Religion, Gerechtigkeit, Liebe und Tod zum Beispiel. Dabei wird ihm klar, dass diese Briefe ihm vor allem dabei helfen, sich selbst zu erkennen. Was hat ihn geprägt, was ist ihm gelungen und wo hat er versagt? Das Bewusstsein des nahen Todes bewirkt, dass er seine Zeit und vor allem die wichtige Beziehung zu seinem Sohn und seiner Frau viel intensiver lebt. Auch nachdem er weiß, dass seine wesentlich jüngere Frau eine Beziehung zu einem anderen Mann hat. Mit der Lüge das gewohnte Leben weiterführen? Eine schwere Entscheidung.
Martin Brehm macht sich keine Illusionen. Er denkt rational, die Sprache ist entsprechend schnörkellos und unsentimental, der Krankheitsverlauf an sich bleibt eher nebensächlich.
Bernhard Schlink gelingt es, in seinem Roman den Leser in die Frage nach den letzten Dingen mit einzubeziehen. Eine lohnende Lektüre!
Christa Seitz

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Trophäe (Gaea Schoeters)

Trophäe

Gaea Schoeters

Menschliche Abgründe
Hunter White ist ein steinreicher Amerikaner, den es immer wieder zur Großwildjagd nach Afrika zieht. Er legt Wert auf eine ehrliche Jagd, hält nichts von den Schnöseln, die sich mit dem Flugzeug oder Hubschrauber direkt zu den Sichtungsstellen der Tiere bringen lassen, sondern verfolgt auch mal über mehrere Tage eine Fährte. Ein Nashorn fehlt ihm zu seinen Big Five. Bei dieser Jagd soll es so weit sein, doch Wilderer durchkreuzen seine Pläne. Sein Jagdleiter und Freund van Heeren macht ihm daraufhin einen ungewöhnlichen und verstörenden Alternativvorschlag. Dieses Buch ist ein Stück meisterhafte Literatur. Sinnlich und unmittelbar in Sprache und Stil, aufwühlend und bewegend im Inhalt.
Sven Puchelt

 

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Das kleine Haus am Sonnenhang (Alex Capus)

Das kleine Haus am Sonnenhang

Alex Capus

In den Neunzigern in Italien
Was für ein schönes Büchlein: ich sehe Alex Capus vor mir, wie er im Piemont im „Seitental eines Seitentals“ in dem kleinen Steinhaus, welches er als junger Mann gemeinsam mit seiner jetzigen Frau gekauft hat, an seiner Schreibmaschine - einer lindgrünen Hermes Baby - sitzt und seinen ersten Roman schreibt. Wie er in der einzigen Bar des nächsten Ortes, „Da Pierluigi“, steht, gemeinsam mit Giuseppe, Mauro, Sergio und Roberto einen Drink nimmt, raucht und debattiert, und anschließend den Heimweg antritt – im Sommer auf seinem alten Fahrrad, das praktischerweise ausgetrocknete Flussbett kreuzend, im Winter zu Fuß durch den tiefen Schnee stapfend.
Wenn der Autor mit seiner Frau essen geht, durchsucht sie die Speisekarte jedes Mal aufs Neue nach einer noch besseren Pizza als den bislang bestellten – während er jedes Mal eine Pizza Fiorentina wählt, die verlässlich immer gut ist und ihn zufrieden macht. Vielleicht ist das Einfache im Leben manchmal das Beste…
Ein kleiner Roman voller Anekdoten aus Capus‘ schlichtem italienischen Leben in den 90er Jahren, in dem man einiges Persönliche über ihn und seinen Schaffensprozess als Schriftsteller erfährt. Einfach schön zu lesen.
Melanie Weise

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Hummer to go (Rüdiger Bertram)

Hummer to go

Rüdiger Bertram

Humorvoller Bretagne-Roman ohne Mord und Totschlag
Frank Bergers Geschäftsidee ist einfach, aber genial. „Sehe mir gegen Honorar mit regem Interesse Ihre Urlaubsfotos an.“ inseriert er in einer Berliner Zeitung. Die Resonanz ist überwältigend. Frank Berger wird mit Anfragen überschüttet, stellt Mitarbeiter ein und nennt sein Start-up „Look-a-lot“. Als Berger bei einem Kunden - Gerhard - Bilder aus der Bretagne anschaut, entdeckt er auf einem Bild dessen Ex-Frau Karin und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Da Gerhard ihm erzählt, dass sie jeden Sommer in Trégastel an der bretonischen Côte de Granit Rose verbringt, begibt er sich dorthin, um sie zu treffen. Rüdiger Bertram, bekannter Kinder- und Jugendbuchautor sowie bekennender Bretagne-Liebhaber hat einen leichten, witzigen Unterhaltungsroman geschrieben, in dem er auch deutsche und französische Marotten liebevoll auf die Schippe nimmt. Und nach der Lektüre überlege ich ernsthaft, mir einen Hummer als Haustier zuzulegen.
Sven Puchelt

Am Mittwoch, 3.7.24, liest Rüdiger Bertram im Eventhaus Waldbronn aus "Hummer to go"

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Als ich noch unsterblich war - Erzählungen (Christoph Ransmayr)

Als ich noch unsterblich war - Erzählungen

Christoph Ransmayr

Literarische Kleinode
Christoph Ransmayr ist einer meiner Lieblingsschriftsteller. Fast alle seiner Bücher, die ich gelesen habe, fand ich außergewöhnlich. Er ist viel- und weitgereist.  Und diese Reisen bzw. die Eindrücke und Erlebnisse davon, sind meist Gegenstand seiner Geschichten und Romane.
Jetzt ist zu seinem 70. Geburtstag ein neuer Erzählband erschienen. Wieder sind es Expeditionen in die entlegensten Ecken dieser Welt, aber auch in seine eigene Vergangenheit. In der Titelgeschichte „Als ich noch unsterblich war“ (was für ein schöner Titel) erzählt er von seiner ersten Begegnung mit der Sprache als Kind: die am Tellerrand abgelegten Buchstaben der Buchstabensuppe!
Der schöne Spruch „Bücher öffnen Welten“ passt sehr gut zu Ransmayrs Literatur.
PS: Sehr empfehlenswert auch als Hörbuch, vom Autor selbst gelesen.
Margret Thorwart

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Die Burg (Ursula Poznanski)

Die Burg

Ursula Poznanski

Eine KI-Katastrophe
Der Milliardär Nevio kauft sich eine Burg mit dem Ziel, diese in einen spektakulären Escape-Room zu verwandeln. Bevor die Öffentlichkeit zu Besuch kommen darf, wird eine Gruppe unterschiedlicher Menschen eingeladen, die Anlage zu testen.
Durch den Einsatz verschiedener technischer Geräte wie etwa Bildschirme oder Lautsprecher soll ein spannendes Abenteuer entstehen. Die Teilnehmer werden also eingesperrt und versuchen herauszukommen. Das Ganze wird von einer KI reguliert. Was kann da schon schiefgehen?
Wie sich herausstellt, eine ganze Menge. Die KI gerät völlig außer Kontrolle und kann nicht gebremst werden. Dunkle Geheimnisse werden gelüftet, die KI kennt viele private Dinge und bringt diese ans Licht. Indem sie verschiedene Rätsel lösen, versuchen die Teilnehmer herauszukommen, doch dabei werden die Umstände immer schlimmer und angstvoller.
Das Buch bleibt durchgehend spannend und regt zum Nachdenken an. Wie gefährlich kann KI wirklich werden?
Victor Gadd

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Bluebird, Bluebird (Attica Locke)

Bluebird, Bluebird

Attica Locke

Wer die Nachtigall stört in der Hitze der Nacht!
Wenn ein weißes Mädchen tot aufgefunden wird, interessiert ein toter Schwarzer keinen! Texas Ranger Darren Mathews irritiert die Reihenfolge. Normalerweise wird in Amerikas Süden ein weißes Mädchen tot aufgefunden und ein Schwarzer dafür verantwortlich gemacht. In Lark, einer Kleinstadt in Texas, ist die Reihenfolge „falsch“: toter Schwarzer – tote weiße Frau. Mathews, selbst Afroamerikaner, beginnt verdeckt zu ermitteln. Das schwarze Mordopfer kommt wie er aus Osttexas und hat ebenfalls Jura studiert. Darren hat jedoch sein Studium abgebrochen und ist Polizist geworden. Grund dafür war der (reale) Mord an einem Schwarzen (James Byrd) 1998, der von weißen Männern an einen Pickup gebunden, zu Tode geschleift wurde. Für Mathews ist schnell klar, dass es um einen rassistisch motivierten Mord geht und die Arische Bruderschaft von Texas dafür verantwortlich ist. Im Laufe seiner Ermittlungen stellt er jedoch fest, dass das zu einfach gedacht war!
Attica Locke, selbst Texanerin und Afroamerikanerin, hat ein sehr kluges und differenziertes Buch über Rassismus und Vorurteile geschrieben. Und das bereits 2016, als Barack Obama noch Präsident war. Veröffentlicht wurde es 2017, als unter Trump der Rassismus wieder gehegt und gepflegt wurde, wie zu Zeiten als „Wer die Nachtigall stört“ geschrieben und „In der Hitze der Nacht“ gedreht wurde.
Margret Thorwart

 

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Tanzplatz der Toten (Tony Hillerman)

Tanzplatz der Toten

Tony Hillerman

Ein Fall für die Navajo-Police
Vor vielen Jahren hatte ich schon das Vergnügen, einige Fälle der Navajo Police zu lesen. Jetzt kommen, zu meiner großen Freude, alle 16 Bände nacheinander als Taschenbuch im Unionsverlag in neuer, behutsamer Überarbeitung heraus. Obwohl schon 1976 in deutscher Übersetzung erschienen, bleiben die Geschichten um die beiden Ermittler Jo Leaphorn und Jim Chee von der Navajo Police erstaunlich zeitlos und sind dabei äußerst spannend. Die Mythologie der Navajo und die rätselhafte, oft bizarre Landschaft in ihrer gleichzeitig erhabenen Schönheit nehmen einen großen Anteil in den Handlungen ein. Gleichzeitig Helfer oder Gegner für die Protagonisten ziehen sie den Leser völlig in ihren Bann. Hillerman hat mit seinen Romanen etwas Besonderes geschaffen. Wie kein zweiter versteht er es, mit großem Respekt sich einer fremden Kultur anzunähern und dabei unglaubliche Geschichten zu erzählen.
Eine einzigartige Reihe für Leser, die gerne in die indigene Kultur eintauchen und gleichzeitig auf Spannung und beste Unterhaltung nicht verzichten möchten.
„Tanzplatz der Toten“ ist der erste Fall.
Elke Weirauch-Glauben

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Die verschwundene Braut (Rosa Teruzzi)

Die verschwundene Braut

Rosa Teruzzi

Ermittlerinnen-Trio aus Mailand
Eine junge Frau verschwindet kurz vor ihrer Hochzeit spurlos.
Jahre später wendet sich die Mutter des Opfers an Vittoria, eine angehende Ispettora, und bittet um die Wiederaufnahme des Falls. Sie vermutet ein Verbrechen und leidet unter der großen Ungewissheit. Doch die Polizistin will sich mit der Sache nicht befassen, es gibt für sie keine neuen, zwingenden Indizien. Zunächst aus Mitleid, aber auch mit der Erinnerung an den unaufgeklärten Mord an ihrem eigenen Ehemann, einem Polizisten, beginnt sich Vittorias Mutter Libera, eine Mailänder Floristin und ehemalige Buchhändlerin, für „die verschwundene Braut“ zu interessieren. Sie kann den Schmerz der alten Frau gut nachempfinden, leidet doch auch sie seit Jahren an der Ungewissheit, was in jener Nacht passiert ist, als ihr Mann erschossen wurde. Immer tiefer steigt Libera, zum Entsetzen ihrer Tochter, in den Fall ein. Als auch noch ihre unkonventionelle Hippie-Großmutter ihre Hilfe anbietet, muss die junge Polizistin sich geschlagen geben. Als Trio sind sie unschlagbar. Sie begeben sich in große Gefahr und wenn auch nicht alles so ist wie es scheint, kommen sie der Lösung immer näher. Witzig, spannend und unkonventionell und mit tollen Charakteren macht der erste Fall Lust auf Fortsetzungen. Wir dürfen gespannt sein. Denn eines hat dieser Fall Libera gelehrt: ist die Wahrheit auch noch so schmerzhaft, sie muss ans Licht kommen. Jetzt ist die Floristin bereit, in eigener Sache zu ermitteln. Was ist passiert in jener Nacht, damals, als ihr Mann erschossen wurde?
Elke Weirauch-Glauben

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Das Schweigen des Wassers (Susanne Tägder)

Das Schweigen des Wassers

Susanne Tägder

Hauptkommissar Groth ermittelt kurz nach der Wende
Vor Jahrzehnten war Hauptkommissar Groth in den Westen gegangen, nun kehrt er nach der Wende als Aufbauhelfer Ost in seine mecklenburgische Heimatstadt zurück. Als der einzelgängerische Bootsverleiher Siegmar Eck, kurz nachdem er Groth gegenüber behauptet hatte, verfolgt zu werden, tot im See aufgefunden wird, ist Groth zunächst der Einzige, der nicht an einen Unfall glaubt. Gegen viele Widerstände fängt er an zu ermitteln und stößt auf ein Jahre zurückliegendes Verbrechen, in das Eck angeblich verwickelt war.
In aller Ruhe baut Susanne Tägder in ihrem ersten Kriminalroman einen subtilen Spannungsbogen auf, dem man sich kaum entziehen kann. Mehr davon!
Sven Puchelt

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Seven days (Steve Cavanagh)

Seven days

Steve Cavanagh

Ein packender Gerichtsthriller
Der Rechtsanwalt Eddie Flynn bekommt den Auftrag, in einem kleinen Ort in Alabama den jungen Afroamerikaner Andy Dubois vor der Todesstrafe zu retten. Andy soll eine Studentin ermordet haben. Eddie und sein Team machen ihren Job, doch nachdem sie den jungen Mann getroffen haben, sind sie auch persönlich von seiner Unschuld überzeugt. Im Ort hingegen schlägt ihnen eine Welle aus Hass und Misstrauen entgegen. Hier, im tiefsten Süden der USA, traut man den Schwarzen noch immer alles zu. Und könnte es nicht sogar sein, dass der Staatsanwalt Randal Korn seine heimliche Freude an solchen Hinrichtungen hat? Nirgends sonst in den USA werden mehr Menschen hingerichtet. Steckt hinter diesem Fall also vielleicht noch mehr? Hundertfünfzehn Verurteilungen in siebzehn Jahren. Korn schert sich nicht um Schuld oder Unschuld. Er ist besessen von der Todesstrafe und genießt es regelrecht, bei Hinrichtungen zuzusehen. Wenn andere qualvoll sterben, fühlt sich Korn erst richtig lebendig. Der Autor spricht in diesem Roman politisch brisante Themen wie den wachsenden Rassismus und Rechtsradikalismus in den USA an.
Sieben Tage bleiben Eddie Flynn, um das Leben seines Mandanten zu retten. Tatsächlich scheint Eddie diesmal an seine Grenzen zu stoßen.
Nach wenigen Seiten hat mich „Seven Days“ gepackt und da ich gerade in Urlaub war, habe ich das Buch fast nicht aus der Hand legen können.
Barbara Casper

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Die Medici-Morde (David Hewson)

Die Medici-Morde

David Hewson

Viele Verdächtige in Venedig
Der arrogante und egozentrische, aber langsam in Vergessenheit geratene TV-Historiker Marmaduke Godolphin möchte mit der aufsehenerregenden Veröffentlichung neuer Forschungsergebnisse zu zwei Morden an Mitgliedern der Medici-Familie im 16. Jahrhundert an seinen alten Ruhm anknüpfen. Zu diesem Ereignis hat er langjährige Wegbegleiter (Verleger, Ex-Ehefrau, Studienkolleginnen und -kollegen) nach Venedig gebeten. Als Godolphin tot in einem Kanal aufgefunden wird, bittet die venezianische Ermittlerin Valentina Fabbri den pensionierten britischen Archivar Arnold Clover, der nach dem Tod seiner Frau in Venedig eigentlich nur seinen Ruhestand genießen wollte, um Unterstützung. Charmant führt uns Hewson durch eine Geschichte voller Intrigen und Verletzungen, bietet überraschende Wendungen und fundierte historische Hintergründe. Wunderbare Kriminalliteratur mit Anklängen an Agatha Christie.
Sven Puchelt

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Brynmor University - Geheimnisse (Dominik Gaida)

Brynmor University - Geheimnisse

Dominik Gaida

Geheimnisse, Dark Academia & Heartstopper- eine perfekte Mischung
Samuel beginnt, an einer elitären Privatuni in Cornwall zu studieren, aber nicht um des Studiums willen. Er will den Unfall seines Bruders, welcher auch dort studiert hatte, aufklären. Dieser ist einige Monate zuvor nahe der Universität von der Klippe gestürzt und liegt seitdem im Wachkoma. Hat die ominöse Studentenverbindung Brynmor Dawn etwas damit zu tun? Oder etwa Conner, ein Mitstudent der Samuels Interesse weckt? Denn dieser scheint mehr zu wissen…
Dominik Gaidas Schreibstil ist atmosphärisch, allein die Beschreibung der Klippen in Cornwall ist wunderschön. Dem Autor gelingt es, Gefühle und persönliche Schwierigkeiten realistisch und gut nachvollziehbar zu beschreiben - dies könnte auch daran liegen, dass Dominik Gaida selbst Psychologe ist. Es ist auch super spannend, dass er bereits auf den ersten Seiten beschreibt, dass es einen Unfall gab und dass er dies nicht als Plot Twist benutzt, sondern stattdessen einen anderen Twist aufbaut. Ich finde es schön, dass die Geschichte sowohl aus Samuels als auch aus Conners Sichtweise geschrieben ist und man somit beide Charaktere besser kennenlernt.
Madeleine Spengler

ab 16

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Zu den Wiesen (Susann Probst & Yannic Schon)

Zu den Wiesen

Susann Probst & Yannic Schon

Ein Plädoyer für naturnahes Gärtnern
Das Buch „Zu den Wiesen“ ist ein inspirierendes Gartenporträt, das sowohl ästhetisch als auch inhaltlich überzeugt. Die beiden Autoren Susann Probst und Yannic Schon sind professionelle Fotografen und Betreiber des Blogs „Krautkopf“. Sie erfüllten sich einen Traum, als sie 2018 ein altes Siedlerhaus mit großem Grundstück erwarben und von Berlin in ein kleines Dorf in Mecklenburg zogen. Dort entstand der wundervolle Garten, den sie uns in diesem Buch vorstellen. Die beiden erzählen sehr persönlich von ihrer Art zu gärtnern, von Erfolgen und Fehlschlägen. Im Buch erfahren wir viel Wissenswertes über Mischkulturen, Pflanzenstärkung, Nützlinge und Schädlinge und vieles mehr. Die Autoren teilen ihre Vision von einem harmonischen Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen – ein Aufruf zur Erhaltung der biologischen Vielfalt. Ich liebe vor allem die stimmungsvollen Fotos im typischen Krautkopf-Stil. Das Buch wurde als bester Bildband 2024 mit dem deutschen Gartenbuchpreis ausgezeichnet.
Jeannine Beihofer

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J. Robert Oppenheimer (Kai Bird & Martin J. Sherwin)

J. Robert Oppenheimer

Kai Bird & Martin J. Sherwin

Ein nicht anerkanntes Genie
J. Robert Oppenheimer - „Vater der Atombombe" - eine der wichtigsten und widersprüchlichsten Figuren der Zeitgeschichte. Das Buch gibt einen Einblick in das Leben des Physikers, der sich zwischen Erkenntnisdrang und ethischer Verantwortung entscheiden musste. Er war der Leiter des Manhattan-Projekts während des zweiten Weltkrieges. Dieses Top-Secret Projekt wurde in Los-Alamos (New Mexico) durchgeführt. Eine ganze Stadt wurde von Oppenheimer als Forschungseinrichtung aus dem Boden gestampft. Das Ziel war die Entwicklung der ersten Nuklearwaffe. Dieses Ziel wurde erreicht, doch hatte diese Entwicklung Auswirkungen auf Oppenheimer selbst: Er erhielt Preise und war ein gefeierter Wissenschaftler. Oder zerbrach er an dem, was er geschaffen hatte?
Eine sehr detaillierte, interessante und absolut lesenswerte Biographie, welche nicht nur für Oppenheimer-Fans, sondern für jeden lesenswert ist, da seine Entdeckung die Geschichte der gesamten Welt beeinflusste.
Thorben Ernst (16 Jahre)

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Im Krieg (Nora Krug)

Im Krieg

Nora Krug

Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg
… zerstört: Familien, Häuser, Städte.
In dem bedrückenden Band liegt der Fokus auf einer ukrainischen Journalistin und Kriegsberichterstatterin und einem russischen Künstler aus St. Petersburg. Die Autorin führt Gespräche mit ihnen, stellt die Erkenntnisse zusammen und kommentiert diese durch selbstgestaltete Illustrationen. Wir verfolgen das Leben der beiden im ersten Kriegsjahr. Dadurch entstehen sehr persönliche Innenansichten, die einen anderen Eindruck entstehen lassen und tiefer berühren als nüchterne Nachrichten.
Dieses Buch ist keine heitere Lektüre, aber ein wichtiges Dokument über ein Stück aktueller Weltgeschichte. Will man das lesen? Nein, aber man sollte es.
Sabine Müller

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