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Buchtipps 2023 Frühjahr Erwachsene

Buchtipps 2023 Frühjahr Erwachsene

Mary & Claire (Markus Orths)

Mary & Claire

Markus Orths

Im Rausch der Liebe und der Literatur
Über den vielleicht berühmtesten Schreibwettbewerb der Literaturgeschichte, bei dem 1816 am Genfer See Mary Godwin (später Shelley), ihre Stiefschwester Claire Clairmont, der gemeinsame Freund Percy Bysshe Shelley, der schon damals bekannte Lord Byron und dessen Leibarzt John Polidori um die beste Schauergeschichte wetteiferten, ist schon viele Male geschrieben worden. Lohnt es sich daher, einen weiteren Roman, der diese Geschichte als Anker nimmt, zu lesen? Wenn die Geschichte so brillant erzählt ist wie bei Markus Orths auf jeden Fall.
Der Verdienst von Orths ist es, dass er den Wettbewerb nicht in den Mittelpunkt seines Romans rückt. Vielmehr erzählt der Autor von zwei Stiefschwestern, die trotz vieler unterschiedlicher Wesenszüge ungemein eng miteinander verbunden sind, Leben, Leiden und Liebhaber miteinander teilen und am Ende doch ganz unterschiedliche Wege gehen. Dem Thema und den Lebensgeschichten seiner Protagonist*innen entsprechend erzählt Orths manchmal frivol-derb, dann wieder mit feinem Humor und wunderbarem Sprachgefühl.
"'Jane & ich', sagte Mary, 'sind wie Sonne und Schatten.' 'Und wer ist die Sonne?', fragte Percy. 'Und wer ist der Schatten? Und noch wichtiger: Wer ist der Dritte? Bei Sonne und Schatten muss es doch jemanden geben, der in der Mitte steht und den Schatten wirft. Oder nicht?'"
Ganz starke Momente schafft Markus Orths, wenn Mary mit ihrer im Kindbett gestorbenen Mutter, der Feministin Mary Wollstonecraft, Zwiesprache hält.
Sven Puchelt

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Wellenflug (Constanze Neumann)

Wellenflug

Constanze Neumann

100 Jahre deutscher Geschichte lebendig erfahrbar!
Anna und Marie Reichenheim – ein gemeinsamer Name, aber vieles, das sie trennt.
Anna zieht mit ihrer Familie aus Schlesien nach Leipzig und vermählt sich mit Adolph Reichenheim, einem wohlhabenden jüdischstämmigen Buchhändler in Berlin. Ihre wirtschaftliche Sicherheit bezahlt sie mit der Anpassung an großbürgerliche Konventionen.  Nach dem Tod ihres Mannes heiratet sie dessen Bruder Julius. Ihr Sohn Heinrich aus erster Ehe führt ein ausschweifendes Leben und entspricht so gar nicht den Erwartungen seiner Familie, sodass man ihn schließlich nach Amerika abschiebt. Dort heiratet er das Garderobenmädchen Marie, die er aus Berlin zu sich holt. Aus ihrer Perspektive berichtet der zweite Teil des Romans. Marie wird zu einer unersetzlichen Unterstützung für Heinrich, aber auch nach ihrer Rückkehr nach Deutschland gelingt es ihr nie, in die Familie aufgenommen zu werden. Besonders Anna straft sie mit konsequenter Missachtung. Mit dem Erstarken des Nationalsozialismus geraten die Reichenheims zunehmend in Bedrängnis.
Es ist überaus spannend mitzuerleben, wie stark sich die jeweiligen gesellschaftlichen Gegebenheiten auf das Leben der Charaktere auswirken, wie der Leser oder die Leserin mit den beiden Frauen mitfühlt und wie sehr doch unsere Sympathie davon abhängt, wer von den beiden die Geschichte erzählt….
Christa Seitz

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Sisi (Karen Duve)

Sisi

Karen Duve

Zwischen Zwang und Freiheit
Karen Duves Roman zeigt die Kaiserin von ihrer unbekannten Seite: als vermutlich beste Jagdreiterin ihrer Zeit, mit Ende dreißig immer noch eine der schönsten Frauen – aber damals an der Schwelle zum Alter. Desillusioniert hinsichtlich Ehe und Hofleben in Wien flüchtet sie sich in Extremsport und Risiko und erfährt nur so Freiheit und Glück.
Wer Lust hat, dieser berühmten Frau auf dokumentarische Art und Weise näher zu kommen, hat wahrscheinlich auch Freude an diesem speziellen Buch, das sich auf zahlreiche historische Quellen stützt.
Jutta Schleinkofer

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Garten der Engel (David Hewson)

Garten der Engel

David Hewson

Ein Roman gegen das Vergessen
Den fünfzehnjährigen Nico Ucello und seinen Großvater Paolo verbindet eine tiefe Zuneigung. Schwer krank übergibt Paolo Nico nach und nach die einzelnen Kapitel eines Manuskriptes und bittet Nico, diese zu lesen. Nico, der sich nie besonders für Geschichte interessiert hat, erkennt schnell, dass sein Großvater ihm hier die Geschichte seiner eigenen Jugend und damit die jüngere Geschichte seiner Familie und der Stadt Venedig erzählt. 1943 ist Paolo, gerade achtzehn Jahre alt, Vollwaise und Erbe der heruntergekommenen Seidenweberei der Familie. Ein noch von den Eltern angenommener größerer Auftrag könnte die Rettung bedeuten. Zu dieser Zeit haben die Nazis gemeinsam mit den italienischen Faschisten das Sagen in Venedig. Die Stadt, die wegen ihrer großen historischen und ihrer geringen strategischen Bedeutung von Angriffen der Alliierten verschont bleibt, ist in einem seltsamen Schwebezustand in diesen späten Kriegsjahren. Auf der einen Seite eine Art Rückzugsort für Nazis und Faschisten, die hier abseits vom europäischen Kriegsgeschehen ein ausschweifendes Leben führten, auf der anderen Seite die jüdische Gemeinde, deren Vorsteher, der Arzt Dr. Diamante, für den es ein historisches Vorbild gibt, den Nazis eine Liste aller venezianischen Juden zusammenstellen soll, Partisanengruppen, aber auch venezianische Kollaborateure. Als Paolo widerwillig zwei junge jüdisch-kommunistische Widerstandskämpfer in der Werkstatt versteckt, muss er Entscheidungen treffen, von denen er nie gedacht hätte, dass er überhaupt jemals mit ihnen konfrontiert werden würde.
David Hewson erzählt einen Familienroman, der sich immer mehr zum Thriller entwickelt und Leserinnen und Leser wie auch seine Romanfigur Nico immer wieder mit der Frage nach der eigenen Entscheidung in Ausnahmesituationen konfrontiert.
Sven Puchelt

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Als Großmutter im Regen tanzte (Trude Teige)

Als Großmutter im Regen tanzte

Trude Teige

Eine norwegisch-deutsche Familiengeschichte
„Die meisten Geheimnisse der Menschen haben keine Konsequenzen für jemand anderen als sie selbst. Sie wollen einfach nicht, dass andere etwas über sie erfahren. Aber es gibt auch Geheimnisse, die für das Leben der anderen wichtig sind und die erzählt werden sollten.“
Juni benötigt eine Auszeit aus ihrer Beziehung und zieht sich in das Haus ihrer Großeltern auf einer kleinen norwegischen Insel zurück. Von ihrer vor kurzem verstorbenen Mutter hat Juni dieses Haus geerbt. Beim Stöbern entdeckt sie ein Foto ihrer Großmutter aus dem Jahr 1945. Es zeigt ihre Großmutter zusammen mit einem deutschen Soldaten.
Juni begibt sich auf Spurensuche…
In Trude Teiges Generationenroman geht es um die Auswirkungen, die das Schweigen der Großeltern auf alle Nachkommen hat. Mich hat dieser Roman sehr berührt.
Ulla Leber

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Das Café ohne Namen (Robert Seethaler)

Das Café ohne Namen

Robert Seethaler

Ein Café und seine Menschen
Wien 1966. Die Spuren des 2. Weltkriegs sind überwiegend beseitigt und die Stadt blüht auf. Der 31-jährige Hilfsarbeiter Robert Simon entdeckt im Viertel um den Karmelitermarkt, einem der ärmsten und heruntergekommensten Teile der Stadt, einen leer stehenden Gastraum und verwirklicht sich dort seinen Traum von einem eigenen Café.
Das Angebot ist einfach, genauso wie die Menschen, die sich dort treffen. Sie alle bringen ihre persönlichen Geschichten mit. Da ist zum Beispiel Mila, eine junge Frau vom Land, die bei Simon eine Anstellung findet und dort auch den Jahrmarktsringer René kennenlernt, mit dem sie eine gemeinsame Zukunft aufbauen möchte. Die eifersüchtige Heide macht ihrem Liebhaber Mischa, einem Künstler, das Leben zur Hölle. Die Frau des Fleischermeisters, der Simons Freund wird, wird nach der Geburt eines weiteren Kindes depressiv. Und so reiht sich Schicksal an Schicksal. Voller Mitgefühl und trotzdem mit einer gewissen respektvollen Distanz erzählt Robert Seethaler von menschlichen Sehnsüchten, von Träumen, Erfolgen und auch vom Scheitern.
Absolut empfehlenswert!
Christa Seitz

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Feldpost (Mechtild Borrmann)

Feldpost

Mechtild Borrmann

Zeitgeschichte zum Leben erweckt
Als die Rechtsanwältin Cara zufällig auf alte Briefe stößt, beginnt sie zu recherchieren. Sie stößt auf eine bewegende Familiengeschichte und die Geschichte einer verbotenen Liebe zur Zeit des Zweiten Weltkriegs: Die Kinder der Familien Kuhn und Martens sind miteinander befreundet und verbringen viel Zeit miteinander. Während der Vater von Richard Martens ein Mitglied der Nationalsozialistischen Partei ist, ist der Vater von Albert und Adele Kuhn ein Regierungskritiker. Herr und Frau Kuhn müssen daher nach Frankreich fliehen. Albert und Adele bleiben in Deutschland. Als Albert eine Haftstrafe bekommt, muss er fortan im Verborgenen als Flüchtling leben. Adele versucht alles richtig zu machen - für ihre Eltern und ihren Bruder und die Menschen, die ihr etwas bedeuten - und löst damit eine Tragödie aus. Borrmann gelingt es in ihrem Roman auf spannende Weise eine Handlung in der Gegenwart mit den Schrecken des Zweiten Weltkriegs zu verknüpfen. Absolut lesenswert!
Ulla Leber

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Das glückliche Geheimnis (Arno Geiger)

Das glückliche Geheimnis

Arno Geiger

Der Werdegang eines Schriftstellers
Es geht um ein Geheimnis, aber kein schlechtes, sondern ein glückliches.
Arno Geiger erzählt uns in diesem sehr persönlichen (autobiographischen) Roman, wie er jahrelang und fast zwanghaft seinen Kopf in Altpapiercontainer gesteckt hat. Er nimmt uns mit auf seine Runden zu den Papiertonnen Wiens und erzählt nebenbei von seinem Werdegang als Schriftsteller. Er findet Briefe, Bücher, Tagebücher, Aufzeichnungen…
Aus dem Weggeworfenen bezieht er seinen Lesestoff. Manche seiner Funde verkauft er auf dem Flohmarkt und finanziert damit seinen Lebensunterhalt als Student, aber er gewinnt auch an Inspiration und Menschenkenntnis. Es geht ums Wegwerfen und Bewahren, Suchen und Finden, Weggehen und Heimkommen.
Jeannine Beihofer

 

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Seemann vom Siebener (Arno Frank)

Seemann vom Siebener

Arno Frank

Freibadnostalgie
Der Seemann ist eine besondere Sprungtechnik. Ihn vom Siebener aus zu springen erfordert viel Mut und Überwindung. Zumal wenn der Siebener aufgrund eines tragischen Unfalls gesperrt ist. Aber genau das hat eine junge Frau sich in den Kopf gesetzt. Das ist nur eine der Geschichten, die wir in Arno Franks zweitem Roman kennenlernen dürfen. Feinfühlig und unbeschwert bringt er uns das Erlebte von sechs Menschen, welche mehr oder weniger miteinander verwoben sind, auf besondere Art näher. Trotz der zum Teil drastischen Erfahrungen schafft es Arno Frank, eine Leichtigkeit herzustellen, die einen tatsächlich in Freibadstimmung versetzt.
Patricia Mock

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Kleine Dinge wie diese (Claire Keegan)

Kleine Dinge wie diese

Claire Keegan

Auf der Shortlist des Bookers Prize 2022
In dem neuen Buch der irischen Autorin Claire Keegan geht es um ein besonders düsteres Kapitel in der Geschichte der katholischen Kirche in Irland. 1996 wurde die letzte sogenannte Magdalenen-Wäscherei geschlossen. Das waren "Besserungsanstalten" in Klöstern, in denen man junge Mädchen gefangen hielt, die ungewollt schwanger geworden waren.
Furlong ist ein aufrechter Mann, vaterlos aufgewachsen, der seine sechsköpfige Familie gerade so durchbringt. Eines Tages stöbert er bei einer seiner Kohlenauslieferungen in der Nähe des Klosters ein verwahrlostes junges Mädchen auf, das ihn um Hilfe bittet. Kurz darauf sind die Nonnen da und bereinigen die Situation, doch Bills Gedanken kreisen von nun an um das, was er gesehen hat. Durch dieses zufällige Treffen wirft sich für ihn die Frage auf: Geht ihn das etwas an oder nicht? Ist etwas Wahres an der Behauptung des Mädchens, die Mädchen würden ausgebeutet? Fragen über Fragen, die ihm im Kopf herumgeistern. Und wenn es seine Töchter wären? Und zudem, welche Konsequenzen könnte es haben, wenn er sich einmischt?
Das Thema von Clair Keegans Geschichte ist zeitlos und begleitet uns seit Menschengedenken: Zivilcourage, das Vertreten von humanen und demokratischen Werten ohne Rücksicht auf eventuelle Folgen für die eigene Person.
Ein großes Buch in einem schmalen Einband!
Barbara Casper

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Die Liebe an miesen Tagen (Ewald Arenz)

Die Liebe an miesen Tagen

Ewald Arenz

Die Geschichte einer Liebe im „fortgeschrittenen Alter“
Die Liebe von Clara und Elias zueinander kommt so überraschend für die beiden, wie eben manchmal das Leben sehr überraschende, nicht immer gute, sondern auch miese Wendungen nehmen kann. Deshalb würde ich die „miesen Tage“ im Titel einfach als „das Leben“ bezeichnen. Es lässt sich nicht immer alles planen und die Liebe schon gar nicht.
Clara und Elias treffen bei einer Besichtigung aufeinander, denn Clara möchte eigentlich das Haus verkaufen, das Elias mit seiner Freundin Vera besichtigt. Beide, Elias und Clara, haben gänzlich unterschiedliche Erwartungen an die Liebe. Keine*r von beiden rechnet damit, sich zu verlieben. Clara nicht, weil sie seit dem Tod ihres Mannes lieber allein leben möchte, Elias, weil er sich nicht (mehr) festlegen will. Und doch kommt es anders!
Dieses Buch beschreibt Situationen, die jede*n von uns treffen können. Die Demenz von Claras Mutter fordert die ganze Familie heraus. Arenz schafft es, den anderen Protagonisten des Buches ebenfalls so viel Charme und Liebenswürdigkeit mitzugeben, dass man mitfiebert, mitleidet und mithofft, dass die Liebe eben doch auch sehr miese Tage überstehen mag. Ich lege Ihnen diese wunderschöne Liebesgeschichte sehr ans Herz. In einer Besprechung im NDR nennt Andrea Gerk diesen Roman sogar einen Lebensroman. Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht: bitte lesen!
Theresia Oppold

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Oben Erde, unten Himmel (Milena Michiko Flasar)

Oben Erde, unten Himmel

Milena Michiko Flasar

Die berührende Geschichte einer Leichenfundortreinigerin
Ein abgebrochenes Studium, eine Kündigung als Kellnerin aus Mangel an Liebreiz, das ist die aktuelle Lebensbilanz der jungen Suzu. Status: alleinstehend mit Hamster. Distanziert und unverbindlich begegnet sie ihren Mitmenschen, zu viel Nähe verursacht ihr Herzrasen. Dass sich aber die Verhältnisse im Lauf der Geschichte verändern werden, besagen schon der Titel und der erste Satz: „Ich war gerne allein.“ Ihre fast schon autistischen Charakterzüge machen sie zur idealen Kandidatin für ihren neuen Job als Leichenfundortreinigerin. Wie sie sich nach und nach ihren Kollegen und Mitmenschen öffnet, ist das eine Thema der Geschichte. Das andere ist das Thema Tod und der Umgang damit. Eine herausragende Figur in dem Roman ist Herr Sakai. Nicht nur seine große Gabe, seinen Mitarbeitern einen würdevollen Umgang mit dem Tod zu vermitteln, ist herausragend, sondern auch seine große Lebensklugheit.
Die Geschichte der Halbjapanerin Flasar spielt wie die meisten ihrer Bücher in Japan. „Kodokushi“, der japanische Begriff für Menschen, die einsam sterben und deren Tod oft lange Zeit unentdeckt bleibt, ist ein gesellschaftliches Phänomen in den großen Städten Japans. Und sehr wahrscheinlich nicht nur dort…
Noch erwähnenswert: Diese lesenswerte Geschichte ist trotz allem sehr humorvoll erzählt.
Margret Thorwart

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Morgen und für immer (Ermal Meta)

Morgen und für immer

Ermal Meta

Ein Blick in die Geschichte und zu Recht bereits ein Bestseller in anderen europäischen Ländern
Kajan ist ein kleiner Junge, als wir Leser*innen ihm zum ersten Mal in Albanien 1943 begegnen. Er lebt bei seinem Großvater in einem kleinen Bergdorf. Der Krieg ist weit weg und doch ganz nah, denn die Eltern des Jungen sind im Krieg. Eines Tages taucht ein deutscher Deserteur, Cornelius, auf. Nach dem ersten Schreck finden Kajan, sein Großvater und Cornelius einen guten Weg für das Zusammenleben in der einfachen Behausung. Cornelius entdeckt das große musikalische Talent des kleinen Jungen und gibt ihm Klavierunterricht. Und so beginnt eine unglaubliche Geschichte. Für mich war gänzlich neu der Blick auf Albanien und in diesem Zusammenhang auf die europäische Geschichte.
Ermal Meta gibt uns mit seinem Romandebüt einen Einblick in eine Zeit und eine Region, über die nicht viel bekannt ist. Er schafft es, mit seiner Erzählung Geschichte sehr präsent werden zu lassen. Wir erleben den Aufstieg des Bauernjungen Kajan zum gefeierten Pianisten und wir erleben, was Diktaturen im Europa des 20. Jahrhunderts angerichtet haben.
Theresia Oppold

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Das Porzellanzimmer (Sunjeev Sahota)

Das Porzellanzimmer

Sunjeev Sahota

Kein Sommernachtstraum
Der bei uns nahezu unbekannte Sahota, Jahrgang 1981, wuchs als Kind einer indischen Familie in einer englischen Kleinstadt auf. Seine Erfahrungen als Einwandererkind hat er zum Teil in seinem ersten auf Deutsch erschienenen Roman verarbeitet. Eine vielschichtige Geschichte, raffiniert erzählt und verblüffend einfach zu lesen.
Der eine Erzählstrang spielt im ländlichen Punjab der 20er Jahre. Drei blutjunge Mädchen werden mit drei Brüdern verheiratet und ziehen auf deren Hof. Die Mutter, eine Witwe, herrscht über Söhne und Schwiegertöchter. Die Mädchen bewohnen zusammen ein Zimmer, das Porzellanzimmer. Ein dunkles Kämmerlein auf dem Hof dient als Beischlafgemach. Auf Anordnung der Schwiegermutter kommen die Ehepaare nachts abwechselnd zusammen und im komplett abgedunkelten Zimmer bleibt den Ehefrauen lange unklar, wer mit welchem Sohn verheiratet ist. Als eine von ihnen, die lebenslustige Mehar, zu wissen glaubt, wer der ihrige ist, nimmt das Verhängnis seinen Lauf.
Der zweite Erzählstrang spielt in England und Indien der 80er Jahre. Ein 18-Jähriger wird zu seinem Onkel nach Indien geschickt, um von seiner Drogensucht loszukommen. Er ist der Urenkel von Mehar. Nachdem er sich mit seiner Tante überworfen hat, zieht er auf die verlassene Farm der Familie. Er weiß wenig über das Leben seine Urgroßmutter und doch scheint ihr beider Leben bzw. Schicksal auf geheimnisvolle Art verbunden zu sein.
Inspiriert zu dieser Geschichte wurde Sahota von Familienlegenden über das Leben seiner Urgroßmutter. Und seinem Erzählvermögen ist es zu verdanken, dass eine exotische, ferne Welt vor dem inneren Auge entsteht. Das vermag eben nur ein gutes Buch!
Margret Thorwart

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Die Netanjahus (Joshua Cohen)

Die Netanjahus

Joshua Cohen

Intelligent und unfassbar komisch
Im Winter 1959/1960 fällt der Historiker Ben-Zion Netanjahu mit Frau und drei Söhnen im Stile eines Überfallkommandos in einen beschaulichen Universitätsort nördlich von New York und in das Haus seines unfreiwilligen Gastgebers Ruben Bloom ein, um das Vorstellungsprocedere vor der Berufungskommission zu durchlaufen.
Auf nicht einmal dreihundert Seiten entfaltet Joshua Cohen einen Campus-Roman voller Einfallsreichtum, Gelehrsamkeit und Witz, der es in sich hat und eine ganze Fülle von Themen behandelt: Jüdische Identität und Geschichte, die Inquisition in Spanien und Immigration und Assimilation in den USA. Ein großes Lesevergnügen!
Jutta Schleinkofer

 

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Melody (Martin Suter)

Melody

Martin Suter

Eine spannende und unterhaltsame Geschichte
Tom ist notgedrungen auf der Suche nach einer Arbeit, die nicht allzu anstrengend ist. Bis jetzt hat der junge Mann studiert und auf Kosten des Vaters gelebt. Das geht jetzt leider nicht mehr. Also antwortet er auf eine Stellenanzeige eines alten Herrn in Zürich. Dieser bittet ihn, Ordnung in seine Unmengen an Unterlagen zu bringen und gleichzeitig auch die Lösung des großen Geheimnisses in seinem Leben zu finden: Kurz vor der Hochzeit vor mehr als 40 Jahren verschwand die damalige Braut – Melody - spurlos.
Mehr verrate ich hier gar nicht. Nur so viel: Es ist wieder ein echter Suter. Mit Wendungen, die wirklich überraschen. Lesevergnügen auf hohem Niveau. Viel Spaß damit!
Theresia Oppold

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So etwas wie Glück (John Burnside)

So etwas wie Glück

John Burnside

Bezaubernde Erzählungen
Jede Geschichte ist ein kurzes Eintauchen in die Welt der Außenseiter, Einsamen, Kranken, Trinkerinnen oder Unglücklichen – oftmals verstörend, manchmal grausam und dabei immer einen klitzekleinen Ort oder einen Moment heraufbeschwörend, in dem so etwas wie eine Ahnung von Glück auftaucht – und schon wieder verschwindet. Sehr berührend.
Jutta Schleinkofer

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Dinner mit den Schnabels (Toni Jordan)

Dinner mit den Schnabels

Toni Jordan

Gloria ante portas
Zu Beginn des Familienromans der australischen Autorin Toni Jordan geht Tansy Larsen zum Scheidungsanwalt, um sich beraten zu lassen. Im zweiten Kapitel wird die eigentliche Hauptfigur, ihr Mann Simon vorgestellt. Ein Mann, der keinen Plan vom Leben hat. Nach der Pleite seines Architekturbüros während der Corona Pandemie verlor die Familie neben den Einkünften auch ihr Heim.
Leicht verlottert verbringt Simon die meiste Zeit auf dem Sofa in der kleinen Mitwohnung und kümmert sich irgendwie um die Kinder, während seine Frau jetzt das Geld verdient.
Natürlich kann es so nicht weitergehen, aber er kommt einfach nicht in die Gänge. Zu den wunderbaren Momenten, die einem dieser Roman schenkt, gehört die wachsende Zuneigung des Lesers für diesen traurigen, liebenswerten Traumtänzer. Mir ging es so, und auch Sie werden sich dem nicht verschließen können. Wetten! Eigentlich hat sich Simon in seinem Leben so einigermaßen eingerichtet, und sollte da eine innere Stimme mahnen, so ignoriert er sie. Was er aber nicht so leicht beiseiteschieben kann, ist die allgegenwärtige Familie seiner Frau. Im Besonderen seine furchterregende Schwiegermutter Gloria Schnabel. So sieht sich Simon plötzlich den Garten eines Freundes umgestalten. Hier soll in nur sieben Tagen die Trauerfeier für Glorias Ex-Mann und entfremdeten Vater von Tansy und ihren Geschwistern stattfinden. Wie soll Simon das schaffen?
Dann nistet sich auch noch die bisher unbekannte junge Halbschwester der Schnabels bei ihnen ein. Eine Katastrophe nach der anderen ereignet sich, unter anderem erkennt Simon durch Zufall, wie es um seine Ehe bestellt ist.
Warum ich dann doch kichernd das Kapitel über die Trauerfeier las und der Roman ein ganz besonders warmherziger Hochgesang auf die Familie und die Liebe ist, lesen Sie selbst.
Ein Dinner mit den Schnabels gleicht einer Horrorgeschichte, so Simon.
Sie sollten es dennoch auf keinen Fall versäumen diese Familie kennenzulernen.
Elke Weirauch-Glauben

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Ehern (Luise Maier)

Ehern

Luise Maier

Roman in Mosaikstücken
Ida steht im Mittelpunkt dieses Romans, Ida, die keine tiefe emotionale Bindung eingehen möchte und kann und die beginnt, sich mit der Vergangenheit ihrer Ahninnen, speziell Großmutter Magdalena und deren Liebe zu einem französischen Kriegsgefangenen auseinanderzusetzen. Sie forscht und spürt nach, stellt Fragen und hört zu, sortiert und ordnet, versucht Widersprüchlichkeiten für sich schlüssig zu verknüpfen. Ida lernt die ewige Ambivalenz zwischen Leerstellen, Fakten, individueller Erinnerung und familiärer Legendenbildung auszuhalten…
Jutta Schleinkofer

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Besser allein als in schlechter Gesellschaft (Adriana Altaras)

Besser allein als in schlechter Gesellschaft

Adriana Altaras

Das Geheimnis eines langen Lebens: Pasta statt Kartoffeln
Die Geschichten über ihre Familie bzw. deren Mitglieder scheinen eine schier unerschöpfliche Quelle an Erzählstoff zu sein, den die Autorin schon zu einigen Bestsellern („Titos Brille“, „Doitscha“ …) verarbeitet hat. Aus dieser Quelle sprudelt geradezu die Geschichte von Tante Jelka, von der Altaras in ihrem neuesten Buch erzählt. Als die Eltern vor Tito aus Zagreb fliehen müssen, kommt die kleine Adriana zu ihrer Tante nach Italien. Zeitlebens bleiben sie eng verbunden. Und die Fahrt über die Alpen zur Tante mit ihren pragmatischen Ratschlägen und jede Menge Pasta helfen nahezu in jeder Lebenslage und -krise. Ausgerechnet ihren hundertsten Geburtstag können sie nicht zusammen feiern. Seit die Tante mit 99 Jahren den Oberschenkelhals gebrochen hat, lebt sie im Pflegeheim und darf wegen der Pandemie keinen Besuch empfangen. Sie, die die spanische Grippe, das KZ und ihre norditalienische Schwiegermutter überlebt hat, wird auch die Malattia überleben?!
Ein schönes Buch über eine bemerkenswerte Frau und ihre Gabe, das Leben anzunehmen im Guten und im Schlechten. Pasta!
Margret Thorwart

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Lichte Tage (Sarah Winman)

Lichte Tage

Sarah Winman

Das unvergessliche Licht eines Sommers
Als Michael und Ellis sich kennenlernen, beginnt eine ganz besondere und innige   Freundschaft. Ein Sonnenblumenbild von van Gogh erweist sich als geradezu schicksalhaft. Die Kunst verbindet die Protagonisten miteinander und wird zum Sinnbild für das Entstehen und Vergehen von Träumen.
Jahre später verbringen die beiden jungen Männer einen unvergesslichen Sommer in der Provence. Man glaubt, beim Lesen dieser Episode in die Farben van Goghs einzutauchen. In diesem Sommer scheint alles möglich. Auf verschiedenen Ebenen erzählt uns Winman eine zutiefst berührende Geschichte, die uns am Anfang den trauernden Witwer Ellis zeigt. In sich gefangen, muss er den Tod seiner Frau Annie verkraften.
Was ist nach dem Idyll in Südfrankreich geschehen? Durch ein wiedergefundenes Tagebuch von Michael ändert sich die Erzählperspektive.
Winman hat mit „Lichte Tage“ einen tieftraurigen Roman über die Liebe, über Trauer und Sehnsüchte geschrieben. Was aber dieses Buch so wunderschön macht, ist, dass trotz allen Verlusts und Schmerzes am Ende ein zarter Hauch an Hoffnung auf Heilung bleibt. Selten wurde so schön über die Zerbrechlichkeit des Glücks und die Wahrhaftigkeit tiefer Gefühle geschrieben.
Elke Weirauch-Glauben

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Fifty-fifty (Steve Cavanagh)

Fifty-fifty

Steve Cavanagh

Dieser Thriller überzeugt hundertprozentig
5. Oktober 2018: Bei der New Yorker Notrufzentrale gehen fast zeitgleich zwei Anrufe ein. Der Grund: Der ehemalige Bürgermeister der Stadt, Frank Avellino, wurde mit äußerster Brutalität in seinem eigenen Schlafzimmer ermordet. Der Täter muss in einem wahren Blutrausch gehandelt haben. Das Seltsame: Die Anruferinnen sind Avellinos Töchter Sofia und Alexandra. Beide sind im Haus des Vaters und beschuldigen sich nun gegenseitig der Tat. Die Frage: Wer von beiden ist eine sadistische Mörderin und wer ist vollkommen unschuldig? Oder haben etwa beide zusammen die Tat begangen?
Das Einzige, was klar zu sein scheint, ist das Motiv: Avellino hinterlässt ein Erbe von 44 Millionen Dollar. Aber weder Eddie Flynn, der Sofia vor Gericht verteidigt, noch Alexandras junge Anwältin Kate Brooks können sicher sein, dass ihre Mandantin unschuldig ist. Ihre Chancen, die jeweils richtige Schwester vor dem Gefängnis zu bewahren, stehen fifty-fifty.
Ein spannender Thriller von Anfang bis Ende!
Barbara Casper

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Der Taucher (Mathjis Deen)

Der Taucher

Mathjis Deen

Ein hervorragend geschriebener Nordsee-Krimi
Wieder entführt uns der Autor in die Nordsee-Region. Diesmal hauptsächlich zu den Inseln Texel, Terschelling und Föhr. Wir fahren zusammen mit Kommissar Liewe Cupido von der Bundespolizei See, genannt der „Holländer“, auf See bzw. tauchen quasi ein in die Nordsee. Ein ertrunkener Taucher gibt der Polizei Rätsel auf und schon bald zeigt sich, dass es eben kein Unfall, sondern Mord war. Doch was ist das Motiv? Dazu werde ich natürlich nichts sagen. Was mir wieder sehr gut gefallen hat, ist die Stimmung, die Mathijs Deen wunderbar eingebaut hat in diesen atmosphärischen Kriminalroman. Man fühlt sich, als wäre man mit auf den Inseln. Und wir erfahren in diesem zweiten Krimi mehr über den sympathischen Ermittler. Hoffentlich dürfen wir ihn zu weiteren Fällen begleiten. Ich würde mich sehr freuen und lade Sie ein, mit an die Nordsee zu kommen mit diesem Krimi.
Theresia Oppold

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Altes Leid (Lea Stein)

Altes Leid

Lea Stein

Historisch inspirierter Krimi über die ersten weiblichen Polizistinnen in Hamburg
Nach nur wenigen Wochen Ausbildung tritt Ida Rabe im Frühjahr 1947 ihre Stelle als Schutzpolizistin auf der Davidwache in Hamburg an. Die Stadt liegt in Trümmern, die Menschen leiden Hunger und der Schwarzmarkt blüht. Abgeschoben in ein Kellerbüro sollen Ida und ihre Kollegin Heide Brasch eigentlich hauptsächlich Schreibarbeit erledigen, was jedoch schon am Papiermangel scheitert. Aus Eintragungen im Dienstbuch entnimmt Ida, dass einigen Frauen im Umland Schlimmes widerfahren ist. Als dann noch eine Frau tot aufgefunden wird und sich niemand für den Fall besonders zu interessieren scheint, beginnt Ida auf eigene Faust und gegen die Vorschriften zu ermitteln.
Lea Stein erzählt schnörkellos und authentisch von den ersten weiblichen Polizistinnen im Nachkriegsdeutschland. Als historisches Vorbild diente Rosamunde Pietsch, die 1945 den ersten Lehrgang der „Weiblichen Schutzpolizei“ absolvierte und 1953 als erste Frau Kommissarin wurde. Man darf jetzt schon auf den zweiten Fall für Ida Rabe gespannt sein.
Jeannine Beihofer

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Fast bis zum Nordkap (Judith Pinnow)

Fast bis zum Nordkap

Judith Pinnow

Wohlfühlroman
Bea Goldmund - wie in „Narziss und Goldmund“ – führt ein Leben, wie es sich viele erträumen. Sie hat eine schicke Wohnung und arbeitet in einer großen Hamburger Werbeagentur. Als ihr bei der Arbeit immer wieder schwindlig wird und es ihr nicht mehr gelingt, die Werbeagentur zu betreten, diagnostiziert ihr Arzt einen beginnenden Burnout. Von ihrer Freundin bestärkt, beschließt Bea sich eine Auszeit zu nehmen. Sie kauft einen alten Bulli, genannt „Werner“, und fährt los Richtung Nordkap. Als „Werner“ im verschlafenen schwedischen Dorf Sjöhyttan einen Motorschaden hat und Bea den Schreiner Per und seine beiden Töchter kennenlernt, ändert sich so Einiges in ihrem Leben.
Ulla Leber

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Der Gehängte von Conakry (Jean-Christophe Rutin)

Der Gehängte von Conakry

Jean-Christophe Rutin

Ein Fall für den Konsul
Aurel Timescu liebt Weißwein und sein Piano, nicht so seinen Job. Er ist französischer Konsul, ein schlechter noch dazu. Er hat ein Faible für ungelöste Kriminalfälle, da es sein Traum war, Kriminalkommissar zu werden. Als im Jachthafen von Conakry ein toter Europäer am Mast eines Schiffes hängt, ist Aurels Chance gekommen. Er sollte eigentlich nur die Identität des Toten feststellen. Für die Polizei war der Fall bereits gelöst. Aurel hingegen nimmt kurzerhand seine eigenen Ermittlungen auf und stößt dabei auf ein Verbrechen, das die französische Regierung am liebsten vertuschen möchte.
Es ist eine absolut geniale Kriminalgeschichte, bis zum Schluss wird man immer wieder vom Autor an der Nase herumgeführt und hat keine Ahnung, wer den Europäer getötet hat und warum er sterben musste.
Thorben Ernst    

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Dupins Bretagne - Ein Reiseführer (Jean-Luc Bannalec)

Dupins Bretagne - Ein Reiseführer

Jean-Luc Bannalec

Auf den Spuren des Kommissars
Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, wann Jörg Bong alias Jean-Luc Bannalec ein Reisebuch für die Bretagne veröffentlichen würde. Im Grunde kann man ja schon die Krimis um den aus Paris in die Bretagne strafversetzten Kommissar Georges Dupin als Reiseführer verwenden. Als erklärter Liebhaber der Bretagne war ich sehr gespannt auf dieses Buch und bin nicht enttäuscht worden. „Dupins Bretagne“ führt die Leser*innen zu den Orten der Krimireihe, weist dabei auf besondere, auch unbekannte Sehenswürdigkeiten hin und natürlich kommt, wie sollte es anders sein, wenn wir mit Dupin reisen, auch das kulinarische Erleben nicht zu kurz. Bannalec erzählt dabei ebenso unterhaltsam wie fundiert und man spürt seine große Liebe zu dieser Region. Co-Autor Manfred Görgens sorgt für die nötige „Reiseführer-Struktur“ und so liegt hier ein Buch vor, das man ebenso gut zuhause zur Unterhaltung als auch vor Ort als praktischen Reiseführer verwenden kann.
Und trotz allem freue ich mich, dass ein paar meiner Lieblingsorte und Lieblingsrestaurants nicht genannt sind.
Sven Puchelt

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Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten? (Sara Weber)

Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?

Sara Weber

Ein provokanter Titel zu den dringend notwendigen Veränderungen in unserer Arbeitswelt
Sara Weber gibt mit diesem Buch eindrucksvolle, zum Teil sehr ernüchternde Einblicke in die derzeitige Arbeitswelt. Sie zeigt uns, was sich durch die Pandemie in vielen Arbeitsbereichen geändert hat und was sich noch ändern muss. Sie gibt teilweise sehr persönliche Einblicke in eine Arbeitswelt, die uns alle immer müder gemacht hat und noch immer macht und im schlimmsten Fall sogar ausbrennen lässt. An vielen Beispielen zeigt sie sehr genau auf, wo vieles nicht gut läuft.
Sie zeigt aber auch Wege aus dieser Art des Arbeitens. Sie zeigt, dass es Unternehmen gibt, die mutig genug sind, Veränderungen anzugehen. Veränderungen zum Wohl ihrer Mitarbeiter, aber auch zum Wohl der Umwelt und somit der Welt. Ein wesentliches Thema in ihrem Buch ist die Notwendigkeit, Sorgearbeit wirklich (!) gleichberechtigt aufzuteilen. Dazu benötigt es staatliche Strukturen, die uns dabei tatkräftig unterstützen. Erst dann können wir von echter Gleichberechtigung sprechen.
Sara Weber ist Journalistin und war Redaktionsleiterin bei LinkedIn. Sie hat einen Blick auf die heutige Arbeitswelt also von „innen“ und von „außen“. Mit diesem Buch macht sie deutlich: So kann es nicht mehr weitergehen!
Theresia Oppold

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Die Rache der Bücher (Tom Gauld)

Die Rache der Bücher

Tom Gauld

Der Meister des Literatur-Cartoons
Neben Gary Larson und ©Tom gibt es für mich seit Kurzem einen weiteren Lieblingscartoonisten. Aufmerksam geworden bin ich auf den Schotten Tom Gauld im vergangenen Jahr durch sein erstes Bilderbuch, „Der kleine Holzroboter und die Baumstumpfprinzessin“, das ich bei unseren letzten Buchtipps ausführlich gewürdigt habe. Hauptsächlich zeichnet Gauld aber Cartoons für den Guardian, den New Yorker oder New Scientist. Im vergangenen Herbst erschien „Revenge of the Librarians“, welches nun der Schweizer Verlag Edition Moderne auf Deutsch veröffentlicht hat. Die Cartoons von Tom Gauld zeichnen sich durch ihren wunderbaren, feinen Humor und einen klaren Illustrationsstil aus. Es geht um Stapel ungelesener Bücher, Autoren, die schon sechs Monate lang kein einziges Kapitel an ihre Agenten geschickt haben, „Daves 24Stunden Klempner- und Romanservice“ oder das Leiden eines verschenkten, aber nicht gelesenen Romans.
Schade nur, dass bei der deutschsprachigen Ausgabe der Titel geändert wurde und der eine oder andere Cartoon fehlt.
Wer anspruchsvolle Cartoons liebt, sollte sich Tom Gauld nicht entgehen lassen.
Sven Puchelt

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Revenge of the librerians (Tom Gauld)

Revenge of the librerians

Tom Gauld

Der Meister des Literatur-Cartoons im englischen Original
Neben Gary Larson und ©Tom gibt es für mich seit Kurzem einen weiteren Lieblingscartoonisten. Aufmerksam geworden bin ich auf den Schotten Tom Gauld im vergangenen Jahr durch sein erstes Bilderbuch, „Der kleine Holzroboter und die Baumstumpfprinzessin“, das ich bei unseren letzten Buchtipps ausführlich gewürdigt habe. Hauptsächlich zeichnet Gauld aber Cartoons für den Guardian, den New Yorker oder New Scientist. Im vergangenen Herbst erschien „Revenge of the Librarians“, welches nun der Schweizer Verlag Edition Moderne auf Deutsch veröffentlicht hat. Die Cartoons von Tom Gauld zeichnen sich durch ihren wunderbaren, feinen Humor und einen klaren Illustrationsstil aus. Es geht um Stapel ungelesener Bücher, Autoren, die schon sechs Monate lang kein einziges Kapitel an ihre Agenten geschickt haben, „Daves 24Stunden Klempner- und Romanservice“ oder das Leiden eines verschenkten, aber nicht gelesenen Romans.
Schade nur, dass bei der deutschsprachigen Ausgabe der Titel geändert wurde und der eine oder andere Cartoon fehlt.
Wer anspruchsvolle Cartoons liebt, sollte sich Tom Gauld nicht entgehen lassen.
Sven Puchelt

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Der ewige Brunnen - Deutsche Gedichte aus zwölf Jahrhunderten (Dirk von Petersdorff (Hg.))

Der ewige Brunnen - Deutsche Gedichte aus zwölf Jahrhunderten

Dirk von Petersdorff (Hg.)

Mein Buch für die einsame Insel
1955 erschien die erste Ausgabe dieser umfangreichen deutschen Gedichtsammlung, damals herausgegeben von Ludwig Reiners, der die Gedichte nicht chronologisch, sondern nach Themen zusammengestellt hat. Diesen Aufbau behält auch Dirk von Petersdorff in seiner Neuausgabe des Ewigen Brunnens bei, unterzieht die Sammlung dabei jedoch einer Frischzellenkur. Neben Goethe, Chamisso, Luther und Bachmann stehen nun auch Judith Holofernes, Udo Lindenberg oder Sven Regener. Der Verlag sagt in seiner Werbung hierzu: „Erstmals stehen im neuen «Ewigen Brunnen» auch einige erstklassige Songtexte.“ Hier möchte ich aber widersprechen, denn auch Gedichte von Walther von der Vogelweide, Kurt Tucholsky und anderen sind nichts anderes als Liedtexte.
Wenn ich nur ein Buch auf eine einsame Insel mitnehmen dürfte, ich glaube, ich würde mich für diese Sammlung von mehr als 1200 Gedichten entscheiden.
Sven Puchelt

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